Full text: Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden (Teil 1)

7 8 Das Mittelalter. 
auf und zog im Jahr 1209 nach Italien, wo er die Reichs gemalt 
wiederherstellte und die Kaiserkrone empfing. Trotz der Abmahnungen 
des Papstes trug er seine Waffen auch über die normannische Grenze. 
Um die drohende Vereinigung Süditaliens mit Deutschland zu verhindern 
und sein Mündel zu schützen, schleuderte Jnnocenz III. den Bannstrahl 
wider Otto IV. und erweckte ihm jenseits der Alpen neue Feinde 
(1210). Diese beschlossen, des Rotbarts Enkel, den eben hart bedrohten 
Friedrich h. Friedrich vonSicilien, als Gegenkönig aufzustellen. Von Jnnocenz III., 
©egenfömgms. er versprechen mußte, nach Erlangung der deutschen Krone die nor- 
mannische seinem Sohne Heinrich zu übergeben, eifrig unterstützt, 
zog der jugendliche Staufer heran. Rasch wuchs sein Anhang. Gegen 
Ende des Jahres 1212 wurde er zu Mainz gekrönt. Nachdem Otto, 
der im Bunde mit Johann von England gegen Philipp August mar- 
schiede, von einem französischen Heere bei Bouviues (sö. von Lille) 
Friedrich n. geschlagen war, wurde die Krönung in der rechtmäßigen Krönungsstadt 
m a Aachen nochmals vollzogen (1215). Wohl zum Danke für die ihm 
von der Kirche geleistete Hilfe gelobte Friedrich II. am Krönungstage 
eilte Kreuzfahrt. — Otto IV., von allen verlassen, zog sich in seine Erb- 
otto iv. t Isis, lande zurück. Er starb im Jahre 1218. 
4. Der sog. vierte Kreuzzug (1202—1204). Jnnocenz III. hatte 
schon längst für einen Kreuzzug gewirkt. Im Jahr 1202 hatte sich in 
der That ein Pilgerheer, im wesentlichen französische und italienische 
Lehnsmannen, gesammelt. Diese beabsichtigten, den Weg ins gelobte 
Land zur See zurückzulegen, und verhandelten mit Venedig wegen 
der Überfahrt. Sie ließen sich von dem Dogen Enrico Dandolo 
bestimmen, als Ersatz für die Kosten derselben Beistand bei der Belage- 
Zara. rnng der dalmatinischen Stadt Zara zu leisten. Dann zogen sie mit 
ihm wider Konstantinopel. Der byzantinische Kaisersohn Alexius nämlich 
hatte ihnen große Versprechungen gemacht, für den Fall, daß sie seinen 
Vater, der von seinem eigenen Bruder gestürzt und ins Gefängnis ge- 
Konstantinopel worfen war, wieder in die Herrschaft einsetzten. Sie nahmen Byzanz 
erobert. Sturm. Als nun Alexius nicht imstande war, sein Wort einzulösen, 
warfen sie den griechischen Thron über den Haufen und machten den 
Das lateinische Grafen Balduin von Flandern zum Kaiser. Nach dem Vorbilde 
i2o£i26i. der abendländischen Staatsordnung wurden die übrigen hervorragenden 
Herren des Kreuzheeres mit den Provinzen des Reiches belehnt. Damit 
war an Stelle des griechischen ein lateinisches Kaisertum be- 
gründet, das sich bis zum Jahre 1261 hielt. Die Macht und der 
Venedig. Handel Venedigs erfuhren durch diesen sog. Kreuzzug eine bedeutende 
Steigerung. Fast den ganzen Handel im Osten wußte es in seine Hände 
zu bekommen; um Stützpunkte für denselben zu gewinnen, nahm es zahl- 
reiche wichtige Plätze, u. a. drei Achtel der Reichshauptstadt selbst und 
die Insel Kreta, in Besitz.
	        
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