Full text: Der Lehrstoff der ersten Klasse (Teil 2: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren, Abt. 3)

Kap. j. Von den Pflichten gegen sich selbst. 6z 
§- 6. 
Eben so sehr wünschte ich auch, meine jungeIreun- 
dinn, daß Sie die Eingezogenheit lieben möchten. Ich 
verwehre Ihnen k'inesweges das gesellschaftliche Leben, 
da icb Ihnen schon einige Erinnerungen (Kap. 2. 
§. 22-25.) darüber ertheilet habe. Wenn ich Ihnen 
die Eingezogenheit anrakhe, so setze ich sie nur seinem 
beständigen Herumschweifen entgegen. Ein junges 
Frauenzimmer, welches täglich herumschweift, und gar 
nicht zu Hause bleiben kann, hat keine Achtung für sich 
selbst; sie liebt sich zuverlaßig nicht. Ich will gar nicht 
der vielen nachteiligen Urtheile gedenken, denen sie sich 
bloß stellt, und die ihr Herumschweifen nothwendig ver¬ 
anlaßt; sondern dies einzige gebe ich Ihnen nur zu be¬ 
denken: „daß ein junges Mägdchen, wenn sie noch so 
„eine vortreffliche Schönheit besitzt, nicht mehr einnimmt, 
„wenn man sie täglich auf der Straße zu sehen gewohnt 
„ist. „ Eine Schönheit nimmt weit mehr ein, wenn 
sie nur selten öffentlich erscheint. Und, erscheint sieals- 
denn mit einem anständigen Betragen: so erweckt sie Be¬ 
wunderung, und erwirbt sich allgemeine Hochachtung. 
§- 7. 
Wollen Sie, EoLtchen, endlich den Ruhm erlan- 
gen, daß man Sie durchgängig für ein gutartiges 
Mägdchen erkläre; für ein Mägdchen, welches das be¬ 
ste Herz besitze: so bemühen Sie sich, diesen Ruhm da¬ 
durch zu beveftigen, daß Sie die widrigen Leidenschaf, 
ten in sich unterdrücken. Ich verstehe hierunter Haupt- 
sächlich den Zorn, die Neigung zu Zänkereyen, ein 
mürrisches Wesen, und eine eigensinnige Hart-
	        
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