84
von Magdeburg, im Rhonethale, wo sie das heidnische Opfer zu bringen weigerte, die
Sagen von der heiligen Ursula, der brittischen Königstochter, welche mit ihren 11,000
Jungfrauen aus der Romfahrt zu Cöln von den Hunnen getödtet wird, von der
heiligen Afra zu Augsburg entbehren der geschichtlichen Begründung. Aber schon
347 war Euphrates, Bychos von Cöln, als Hauptvertheidiger des Athanasius auf
dem Concile zu Sardica, und während des Athanasius Verbannung in Trier
(336—338) gehörte auch Maximin, der Bischof von Trier, zu den Häuptern derOrthoxie
im Abendlande.
Um 450—470 wirkte in den Donauländern der heilige Severin. Er stammte
wahrscheinlich aus Afrika. von angesehener Familie. Sein ganzes Leben widmete er
den Armen und Leidenden; während er selbst alle Entbehrungen ertrug, fanden alle
bei ihm Hülfe und Trost. Darum machte auch sein Wort selbst auf die Heiden
mächtigen Eindruck, so daß der Allemanne Gibold auf seine Bitte die Gefangenen los-
gab und bekannte, er habe vor niemand solche Furcht, gehabt, als vor diesem Manne.
Unter ihm erblühte reiches christliches Leben an der Donau. Erzählt wird auch, daß
Severin dem Odoaker seine künftige Größe vorausgesagt habe. Severin starb 482.
Die Franken erfuhren schon bei ihren Einfällen in die Gebiete jenseits des
Rheins vielfach römischen und christlichen Einfluß; die Pracht des christlichen Gottes-
dienstes und der Kirchen machte auf sie Eindruck, so daß schon einzelne Franken
Christen waren, als ihr Anführer Chlodwig sich zur Taufe wandte. Der Bischof
Remigius von Rheims unterwies ihn im Christenthum. Freilich wollte ihm das
Gebot der Feindesliebe nicht gefallen, und nach seiner kriegerischen Weise äußerte er,
als der Bischof die Leidensgeschichte Jesu erzählte: „O, daß ich mit meinen Franken
dort gewesen wäre, ich wollte es den Juden vergolten haben!" Mit dem Könige
wurden 3000 Franken in Rheims getauft. Chlodwig that nun auch manches für
die Kirche, baute Gotteshäuser, begabte die Klöster u. s. w., aber innerlich blieb er
-roh und grausam, so daß es noch lange dauerte, che der Franken harter Sinn sich
wandelte in christliche Milde.
Zu den Franken kamen auch die beiden Jrländer, Columbanus und sein
Schüler Gallus, mit mehreren Gefährten. Der Frankenkönig Sigbert forderte sie
auf, seinem Volke ihre Thätigkeit zu widmen. Dies thaten sie auch und dehnten ihre
Arbeit zugleich über Burgund aus. Sie stifteten Klöster und lebten dem Volke ein
heiliges Leben vor. Da aber Columbanus selbst dem Burgunderkönige Theoderich
ernstlich wegen seiner Wollust Buße predigte, auch in der Osterfeier dem Morgenlande
folgte, so wurde er durch den Haß der alten Brunhild vertrieben. Er ging über den
Rhein in das Gebiet der Allemannen und suchte die Spuren des Christenthums unter
dem Volke aus der römischen Zeit auf, stürzte in Tuggen oberhalb des Züricher Sees
die Göhenaltäre und verkündete überall die Botschaft des Heils. Aber diese friedliche
Wirksamkeit störte der Krieg 612, so daß Columban über die Alpen ging, wo er zu-
nächst in Mailand sich aufhielt rtrtd den ^Arianismus der Longobarden bekämpfte.
Dann gründete er in den Apenninen das Kloster Bobbio, die Musteranstalt seines
Mönchsvereins für lange Zeit, bis dieser sich mit den Benediktinern vereinigte. Hier,
starb er 615. Columbanus war eine tiefe geistliche Natur, deren Frömmigkeit nicht
aus Menschensatzungen, sondern auf Gottes Wort ruhte, darum war er auch so frei*
müthig selbst gegen die römischen Bischöse.
Das Leben des heiligen Columbanus. Von Mönch Jonas. Uebersetzt von Dr.
Abel. Berlin, W. Besser. 1849.