Full text: Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten

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Als Heinrich aus Italien heimgekehrt war, zog er noch in demselben 
Jahre (1004) gegen Boleslaw, rückte in Böhmen ein und erhob dort den 
von Boleslaw vertriebenen Jaromir wieder zum Herzog von Böhmen. Im 
Jahre 1005 drang Heinrich sogar in Polen bis Posen vor; hier unterwarf sich 
Boleslaw und erkannte seine Abhängigkeit vom deutschen Reiche an. Aber noch 
zwei blutige Kriege mußte Heinrich gegen Boleslaw führen, bis dieser im Jahre 1018 
zum Frieden zu Bautzen gezwungen wurde, in welchem Heinrich die Reiche 
Böhmen und Meißen erhielt, die Lausitz und das Milzener Land jedoch an Boleslaw als 
Lehen abtreten mußte. Von nun an strebte Boleslaw danach, sein Reich nach Osten 
hin zu gewaltiger Ausdehnung zu bringen; er eroberte einen großen Theil Rußlands 
und behauptete die reiche Handelsstadt Kiew. Trotz seiner großen Macht blieb er aber 
doch der Lehnsfürst und Lasall des deutschen Kaisers, und erst nach Heinrich's Tode 
wagte er die Königskrone auf sein Haupt zu setzen. 
Obgleich Heinrich auch den Wenden, die zur Zeit Otto's III. fast gänzlich vom 
deutschen Reiche und damit vom Christenthume abgefallen waren, zu öfteren Malen 
kräftig entgegentrat, so ist es ihm doch nicht gelungen, sie vollständig zu unterwerfen; erst 
Konrad II. vermochte im Bunde mit dem Dänenkönige die wendische Macht zu brechen. 
Im Jahre 1013 sah sich Heinrich durch neue Unruhen in Oberitalien (Arduin) 
und Rom (Crescentins) zu einem zweiten Zuge nach Italien genöthigt. Nachdem 
er 1014 in Rom seinen Einzug gehalten hatte, wurde an ihm und seiner Gemahlin 
Kunigunde mit allem Glänze in der Peterskirche die Salbung und Krönung voll- 
zogen. Bei dieser Gelegenheit überreichte ihm der Papst einen goldenen Reichsapfel, 
reich mit Edelsteinen und einem Kreuze geziert, das Sinnbild der Reichsgewalt. — Als 
Heinrich im Jahre 1021 noch einmal in voller Kaisermacht in Italien erschien, galt 
es, das kaiserliche Ansehen in Unteritalien wieder herzustellen. Die Griechen und 
Saracenen, die Rom wiederholt bedroht hatten, wurden aus Apulien vertrieben und 
die Städte Benevent, Capua, Salerno und Neapel erobert. Zur Bewachung der Mark 
gegen die Griechen bestellte er normannische Ritter; so legte er unbewußt den Grund 
zu dem späteren normannischen Reiche in Unteritalien. 
Auch im Westen des Reiches war Heinrich thätig. Hier kämpfte er im Bunde 
mit dem Könige von Frankreich gegen den Markgrafen Balduin von Flandern 
(1007) und gegen seine eigenen Verwandten, die Luxemburger in Lothringen. Vor 
allem trachtete er aber danach, von seinem Oheim, dem kinderlosen Könige Rudolf III. 
von Burgund das Versprechen der Nachfolge zu erlangen. Trotz des widerstrebenden 
Adels, der zwei Kriegszüge Heinrich's nach Burgund veranlaßte, setzte er es durch, daß 
ihm die Erbschaft des burgundischen Reiches im Jahre 1016 gesichert wurde. — 
Heinrich II. hatte keine Erben; deshalb beschloß er schon im Jahre 1007 die 
Gründung eines neuen Bisthums in Bamberg, einer seiner Lieblingsstädte, das 
er auf's reichste auszustatten gedachte. In solchem Vorhaben bestärkte ihn seine fromme 
und tugendhafte Gemahlin Kunigunde. Thietmar (VI, 23, 40) erzählt die Grün¬ 
dung Bambergs, die Heinrich viele Widerwärtigkeiten bereitete, folgendermaßen: 
Nachdem nun das Land zur Ruhe gebracht war, berief der König 
ein allgemeines Concil nach Frankfurt, welches von allen Bischöfen dies- 
seits der Alpen besucht wurde. Die Veranlassung zu demselben, mein 
Leser, war folgende: Von Kindheit an hatte der König eine ihm gehörige 
Stadt in Ostfranken, Bamberg mit Namen, befonders geliebt und bevor-
	        
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