Full text: Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten

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seiner Gattin Frigga; sie theilt mit ihm Macht und Weisheit und befördert das 
eheliche Glück. (Frau Holle). Die zwölf anderen Götter haben ihren Hochsitz in 
Gladsheim. — Odin (Wuotan), der Allvater, überschaut die Welten und herrscht 
über alles. Er ist der Sturm- und Himmelsgott, der auch den Sturm kriegerischer 
Begeisterung in der Brust der Helden erregt und den Ausgang der Schlachten entscheidet. 
Er weiß alles; denn auf seinen Schultern sitzen die beiden Raben Hugin (Gedanke) 
und Munin (Erinnerung), die ihm Kunde von allem in's Ohr flüstern, was sie 
erforschten. Zu seinen Füßen sitzen zwei Wölfe; und sein achtbeiniges, schneeweißes Roß 
steht stets bereit, ihn durch die Lüfte in Begleitung seines Gefolges zu tragen. (Der 
wilde Jäger, Hackelberg.) Die erschlagenen Helden läßt er durch die von ihm entsendeten 
Walküren, die ^chlachtenjungfrauen, nach Walhalla in Asenheim emporgetragen. 
Hier empfängt er sie in Goldhelm und Goldharnisch; Frigga bietet ihnen den Trank 
der Seligen und Meth, und Jduna speist sie mit den Aepfeln der ewigen Jugend. — 
Einst war Wuotan mit der Mutter Erde (der Nerthus des Tacitus) vermählt. Aus 
dieser Ehe entsproß der riesenstarke Thor (Donar), roth von Bart und Haar. Einher- 
fahrend auf seinem mit lohfarbigen Böcken bespannten Wagen erschlägt er, der Blitz 
und Donner in Gewalt hat, mit seinem Hammer die wilden Riesen, welche die Erde 
in Banden halten "und den Ackerbau verhindern. Darum ist er der Gott des Landmanns. 
Zu der Schar der Asm gehörten auch Freyr (Baldur?), der Gott des Lichts und der 
Fruchtbarkeit, der Liebe und der Ehe; Heimdal, der Wächter der Himmelspforte; 
Tyr (Ziu, Sarnot), der ^ohn Wuotans und dessen ausführende Hand, wo es sich um 
Schlacht und Kampf handelt. — Aber auch für die Göttinnen ist eine besondere 
Wohnung in Asenheim, das ist Wingolf. Dort unterordnen sich Frigga alle die 
anderen Göttinnen, unter welchen Jduna, die liebliche Göttin der ewigen Jugend, die 
Verwahrerin der Aepfel der Verjüngung, der Speise der Götter und seligen Walhalla- 
Helden, hervorragt. 
Aber die Bewohner Asenheims wissen von einer Weissagung, nach welcher sie 
und die Welt einst untergehen sollen. Damit sie dessen stets eingedenk sind, steht ihnen 
die Weiteiche Uggdrasil.vor Augen, die immerwährend grünt und blüht und die 
Weltreiche durchragt. Schon aber zehren ein Hirsch und die Ziege Heidrun deren 
Euter den Göttern reichlich Meth gibt, an ihren Blättern und Knospen; die No'rnen 
die Schicksalsgöttinnen, begießen ihren Stamm, aber ein Drache nagt an der Wurzel — 
E* sind böse Riesen vorhanden, die den Asm feindlich entgegenwirken und einst den 
großen Weltuntergang herbeiführen werden. Der arglistigste von diesen ist Loki, der 
dem alten Riesengeschlecht entsprossen ist. Mit einer Riesin zeugte er drei Ungeheuer • 
Fennr, den Wolf der. Vernichtung, die Mi dgardsch langes welche im Meer die 
Erde umwindet, und die bleiche Hel, die Göttin der Unterwelt. „Ihr Saal heißt 
Elend, ihre Schwelle Einsturz, drohendes Unglück ihr Bett; Träge heißt ihr Knecht 
Langsam ihre Magd; sie ißt von der Schüssel Hunger und schneidet mit einem Messer' 
dessen Name unersättliche Gier heißt. Was sie einmal besikt, läßt sie nicht mehr los' 
Barmherzigkeit kennt sie nicht." Auf Anstiften des Loki wird der reinste und allgeliebte 
Lichtgott Bald er von dem blinden Höder getödtet, und mit dem Tode dieses Gottes 
nahen die Vorboten des Weltuntergangs, der Götterdämmerung (Raqnarök)- 
Sturme, drei Jahre wahrender Winter, Verwandtenmord, Eidbruch und Bruderkrieae 
Das Ende aller Dinge steht bevor. Die Erde bebt, der Weltraum zittert, Sonne und 
Mond werden von den Wölfen verschlungen, Loki und der gräßliche Fenriswols werden 
ihrer Bande los, die Midgard,chlange wälzt sich mit dem alles überflutenden Meere
	        
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