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dieser gering „von dem Gezanke der Pfaffen" und veranlaßte nur durch seinen Kanzler
Kaspar Schlick, der sich durch Sigmund's Gunst und seine Gewandtheit zum Reichs-
grasen und Kanzler dreier Kaiser aufgeschwungen hatte, daß sich die deutschen Fürsten
zu Mainz (1439) für die Beschränkung der päpstlichen Gerichtsbarkeit und Geldein-
fünfte erklärten. Aus einem Feldzuge gegen die Türken, die gegen Ungarn vorgerückt
waren, krank zurückgekehrt, starb Albrecht 1439, ohne jemals im Reiche gewesen zusein.
Sein Versuch zur Herstellung des Landfriedens kam nicht zur Vollendung. —
Ein nachgeborener Sohn Albrecht's, Ladislaus Posthumus, erhielt die Kronen
von Böhmen und Ungarn. —
Der Nachfolger Albrecht's wurde sein Neffe Friedrich III. aus der steier-
märkischen Linie, ein „mit häuslichen Tugenden und frommer Gesinnung, aber
geringen Herrschergaben ausgerüsteter Fürst, der, statt mit kräftiger Hand den äußeren
Feinden zu wehren und die inneren Aufstände zu dämpfen, den ruhigen Weg der
Bündnisse und Verträge wählte, der den vielen Trübfalen seiner langen Regierung
nur thatlose, stumpfe Gleichgültigkeit entgegensetzte und über kleinlichen persönlichen
oder dynastischen Interessen und Vortheilen die Wohlfahrt und Ehre des Reiches in
den Wind schlug." „Friedrich III., heißt es in Seb. Fra n ck's „Chronik von Deutsch-
land", war ein schöner wohlgestalteter Fürst, eines stillen, niederen Gemüthes, einer
scharfsinnigen Vernunft, eines guten Gedächtnisses,- der Geistlichkeit ein sonder Lieb-
Haber, des Friedens und der Ruhe über die Maßen begierig. Aus-
gezeichnete Menschen, die vor andern etwas waren oder konnten, oder an Tugenden
vorschienen, hatte er besonders lieb, legte und wandte viel auf die. Er hatte Lust,
schöne Gebäude aufzuführen und lieber mit Fried zu bauen, denn durch Krieg zu
brechen. Lustgärten und Edelgestein hat er etwas mehr lieb, denn ihm wohl billig
geachtet ward, und in seinen Händeln war er etwas hinlässig und träg. Er ward von
vielen karg gescholten." In solcher behaglichen und abwartenden Weise hat Friedrich,
der letzte in Rom gekrönte Keiser, 53 Jahre den Bewegungen und Ereignissen zu-
geschaut, selten in den Gang der Dinge eingegriffen. Aber für Oesterreichs und Habs-
burgs Größe hat er unter den schwierigsten Verhältnissen hohe Pläne in seiner Seele
getragen *) und mit Zähigkeit seinem Hause alte Rechte und Besitzungen gewahrt. So
versuchte er, die ehemaligen Besitzungen der Habsburger in der Schweiz wieder an
sein Haus zu bringen und nahm deshalb französische Söldnerscharen, die Armagnacs,
in Sold. Diese zogen unter Führung des Dauphin von Frankreich über den Rhein, wurden
aber durch den Heldenkampf der Baseler bei St. Jacob an derBirs (1444) von einem
weiteren Vordringen abgeschreckt und zogen nun unter den furchtbarsten Verheerungen
durch Schwaben und das Elsaß wieder ab. Der Kaiser mußte endlich von seinem
Vorhaben abstehen, und wurden die Schweizer, die fortan durch Söldnerdienste in den
Kriegen eine wichtige Rolle spielen, unabängig von Deutschland. — Bei solcher Re¬
gierung ist es nicht zu verwundern, daß in Deutschland das kaiserliche Ansehen in
gänzliche Misachtung gerieth. Die Landesfürsten versuchten sich unabhängig zu machen,
rissen Reichsgefälle an sich und übten schonungslos das Fehderecht; nur bei solchem
Regimente konnte auch das deutsche Ordensland Preußen von Polen dem Reiche
*) Während das Reich zu Grunde ging, träumte er von der Zukunft seines
Hauses und schrieb in sein Tagebuch zwischen ganz unwichtige Notizen das bekannte
A. E. I. 0. V., das man als „Austriae Est Imperium Orbis Universum." (Alles
Erdreich Ist Oesterreich Unterthan) gedeutet hat.