Full text: Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten

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bleiben wollten. Auch mit dem Papste schloß er im Juni 1546 einen Traktat, in 
welchem er sich verpflichtete, die Glieder des schmalkaldischen Bundes und überhaupt 
sämmtliche Protestanten mit Waffengewalt zum Gehorsam gegen den heiligen Stuhl 
zurückzubringen. Dagegen versprach der Papst zu diesem Kriege 200,000 Kronen zu 
zahlen, 12000 Mann zu Fuß mit 500 Reitern aus sechs Monate zu unterhalten und 
erlaubte dem Kaiser die halbe Einnahme der Kirche in Spanien mit 500,000 Kronen 
Erlös aus den Klostergülten zu diesem Kriege zu verwenden. In einer besonderen 
Bulle ertheilte der Papst nachher auch noch allen Ablaß, die an dem Kriege gegen die 
Protestanten theilnähmen. 
So vorbereitet beschloß der Kaiser den Krieg, durch welchen er die Protestanten 
sich und dem Concil unterwerfen wollte, um selber durch den kaiserlichen Einfluß die 
Kirche zu erneuern und zugleich die Macht seines Hauses zu erweitern. Von diesen 
Absichten und geheimen Vorbereitungen hatten die Protestanten bis zuletzt keine Ahnung. 
Erst als der sonst so ernste Kaiser auf dem Reichstage zu Regensburg über ihre 
Forderungen lachte, ahnten sie die drohende Gefahr und begannen zu rüsten. 
Der schmalkaldische Bund war gerade damals nur schwach; denn Kurfürst 
Joachim II. von Brandenburg hielt sich fern, ebenso Dänemark und der Herzog 
von Pommern wegen seines Schwiegervaters Erich von Braunschweig, der Kurfürst von 
der Pfalz war noch nicht aufgenommen, Herzog Moritz von Sachfen war ausgetreten, 
manche Städte, darunter Nürnberg und Regensburg, handelten für sich, und die 
übrigen Bundesglieder waren nicht einig. Jndeß die drohende Gefahr einigte sie bald, 
so daß sie ein wohlgerüstetes Heer von 40,000 Mann in's Feld stellen konnten, während 
der Kaiser nur mit einigen hundert Mann in Regensburg stand und erst seine 
Truppen aus Italien und den Niederlanden erwartete. Allein die Verbündeten be- 
nutzten ihren Vortheil nicht, indem sie auf die Pläne des kriegserfahrenen S ebastian 
Schär tiein von Burtenbach, der die Truppen der oberländischen Städte führte, 
nicht eingingen. Schärtlin erzählt diese Kriegsanfänge anschaulich so:*) 
Um Pfingsten unversehens hat Kaiserliche Majestät an allen Orten 
eilends lassen deutsche Knechte und Reiter durch Markgras Albrecht von 
Brandenburg :c. annehmen, 4 Regiment. Item der Papst hat ihm ge¬ 
schickt 18000 Italiener zu Roß und zu Fuß, item der von Büren hat 
ihm gebracht viel niederländischer Reiter und Knecht. Es hat Kaiserliche 
Majestät deutsche und wälsche Reiter zusammengebracht 13000 Pserd, 
Fußvolk 50,000. 
Und hat der Kaiser den Städten Botschaft zugesandt, ihnen anzeigen 
lassen, et sei nicht Willens in der Religion Aenderung zu machen, auch 
keines andern Vorhabens, denn die ungehorsamen Fürsten zu strafen; und 
hat dann zu den Fürsten von Sachsen, Hessen und Württemberg geschickt, 
ihnen sagen lassen, er sei keines andern Vorhabens, denn etliche ungehorsame 
Städte zu strafen, hat vermeint, die evangelischen Stände dermaßen zu 
i) Leben und Thaten des weiland wohledlen und gestrengen Herrn 
Sebastian Schärtlin von Burtenbach durch ihn selbst beschrieben. Heraus¬ 
gegeben von 0. Schönhuth. Münster 1858.
	        
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