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der Süden leben muß. Endlich mußte sich Griechenland dazu verstehen, sein
Heer auf den Peloponnes zurückzuführen. Dort ist es nach der geographischen
Lage so gut wie interniert. Das ganze Land aber ist vollständig wehrlos.
Mit bewunderungswertem Mute hat der König alle Quälereien ertragen.
Standhaft und pflichtbewußt ist er den Weg gegangen, den er für das Wohl
des Landes als den richtigen erkannte, und Volk und Heer haben treu zu ihm
gestanden, hat sich doch ein ganzes Armeekorps, das hinter die Kampffront
geriet und von jeder Verbindung mit Athen abgeschnitten wurde, eher in das
serne Deutschland schaffen lassen, als daß es den Weg der Pflicht und Ehre
verließ. Deutschland, das die schwierige Lage zu würdigen versteht, wird dem
Könige und dem Lande Dank wissen.
% Dic Aäinpfe unseres türkischen Bundesgenossen.
1. Die Türken auf europäischen Kriegsschauplätzen. Nach
dem kläglichen Fehlschlagen des Dardanellenunternehmens (I. S. 101) ging eine
freudige Genugtuung durch das ganze Osmanische Reich. Die Türken erwiesen
sich jetzt als treue Bundesgenossen, indem sie die Unterstützung reichlich ver¬
galten, die wir ihnen bei der Verteidigung der Meerenge und der Errettung
ihrer Hauptstadt hatten zuteil werden lassen. Die jetzt freigewordenen Divi¬
sionen der Dardanellen-Armee wurden vom Generalissimus Enver Pascha in
echt waffenbrüderlicher Bereitschaft den Bundesgenossen zur Verfügung gestellt.
Auf allen Kriegsschauplätzen des Ostens erschienen bald türkische Truppen. Sie
boten auf den Schlachtfeldern Galiziens den Massen Brussilows erfolgreich die
Stirn. In Mazedonien halsen sie den Ring um Sarrails Armee mit bilden,
und in der Dobrudscha trieben sie, vereint mit Bulgaren und Deutschen, die
Rumänen und Russen zu Paaren. Überall hatten die Unseren Gelegenheit,
mit diesen oft verkannten und selten geschauten Söhnen des Morgenlandes
in engste Beziehung zu treten. Und überall machten sie mit ihrer guten
Kleidung und Ausrüstung, ihrer disziplinierten Marschordnung einen vorzüglichen
Eindruck, wie sie sich auch durch ihr Verhalten im Gefecht den besten euro¬
päischen Truppen ebenbürtig zur Seite stellten.
2. Die Suesfront. Auf ihren eigenen Kriegsschauplätzen waren sie
nicht immer vom Glück begünstigt. In der Gegend des Sueskanals ging
ihnen die den Engländern entrissene Festung El-Arisch wieder verloren, so
daß jene wichtige Wasserstraße ihrer Bedrohung vorläufig entzogen war. Als
dann aber die Engländer versuchten, ihrerseits vorzustoßen und Jerusalem und
das ganze Heilige Land den Türken zu entreißen, wurden sie im Frühling 1917
(in der Nähe der alten Philisterstadt Gaza) zweimal blutig geschlagen und
mit ungeheuren Verlusten zurückgetrieben.
3. Kämpfe in Armenien. Auch auf dem entgegengesetzten Kriegs¬
schauplätze, im fernen Osten, traf sie einiges Mißgeschick. Hier waren sie bald
nach Beginn des Krieges in Kankasien eingedrungen und hatten sich hier trotz
aller russischen Gegenmaßregeln lange Monate behauptet. Da übernahm im
Herbst 1915 der Großsürst Nikolaus, der nach seinen Mißerfolgen auf den
westrussischen Kriegsschauplätzen das Kommando über die dort fechtenden rns-