Full text: Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart (Teil 4)

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Dank gegen Gott betätigen wollte. Sie zeigt die Absicht der drei Fürsten, 
durch treues Zusammenhalten in Zukunft jeden Krieg zu verhindern und 
eine Zeit des Friedens herbeizuführen. Sie spricht die sittliche Ver- 
pflichtung der Fürsten aus, die Wohlfahrt ihrer Völker zu fördern. 
Sie drückt die Überzeugung aus, daß ein väterliches Fürstenregiment 
segensreicher für das Volk sei als die Mitregierung durch die Volksver- 
treter. — Sie war ursprünglich ein Dreibund gegen etwaige Rachegelüste 
Frankreichs. Als aber nach und nach fast alle christlichen Fürsten und 
auch Frankreichs König beitraten, verlor sie jeden praktischen Zweck. Da 
spätere Thronfolger sie nicht erneuerten, wurde sie schließlich vergessen. — 
Bedeutung hat sie nur dadurch erlangt, daß sie leider von den Einheits- 
und Freiheitsfeinden vielfach gemißbraucht worden ist. 
2. Metternich. In Österreich herrschte unter dem schwachen Kaiser 
Franz II. fast unumschränkt der Staatskanzler Fürst Metternich. Er 
war kein Staatsmann großen Stils, ohne alle schöpferische Gedanken; aber 
er war ein kluger und gewandter Höfling, der die Neigungen nnd Schwächen 
der Fürsten mit scharfem Blick erkannte und geschmeidig sie für seine Zwecke 
zu benutzen wußte, ohne daß sie es merkten. So hat er es verstanden, 
nicht nur 30 Jahre lang in Deutschland, sondern über zehn Jahre in ganz 
Europa die Politik der Staaten zu leiten. Seine zwei Grundsätze dabei 
waren: 1. Die durch den Wiener Kongreß geschaffenen Staatenbildungen 
müssen erhalten werden, 2. die Fürstenmacht muß unumschränkt 
bleiben. Damit trat er allen Einheits- und Freiheitsbestrebungen der 
Völker entgegen. Er berief sich dabei, wo es ihm dienlich erschien, auf 
die Grundsätze der heiligen Allianz, besonders wenn es galt, den Kaiser 
Alexander von Rußland für seine Pläne zu gewinnen. — Diese Politik 
erlitt den ersten Stoß bei Gelegenheit des griechischen Freiheitskampfes. 
2. Der griechische Freiheitskampf 1821—29. 
I. Ursachen. Das griechische Volk war 1503 von den Türken unter- 
worfen worden und litt schwer unter ihrer grausamen Herrschaft. Die 
Türken hatten sich den größten Teil des Grundbesitzes angeeignet; die 
Griechen mußten sich fast nur vom Handel nähren. Die türkischen Be- 
amten erkauften ihre Stellen für große Summen und erhielten dafür ihre 
Verwaltungsgebiete zu freier Nutznießung. Dieses Recht mißbrauchten sie 
in rücksichtslosester Weise, unterstützt und geschützt vom türkischen Militär. 
Sie legten den Griechen unerschwingliche Steuern ans und trieben sie in 
härtester Weise ein. Ungestraft überschritten sie das Gesetz, das ihnen die 
Mißhandlung der Ungläubigen verbot: sie töteten reiche Griechen, um sich
	        
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