Full text: Deutsche Geschichte bis 1648 (Teil 2)

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St. Peterskirche in Rom dienen sollte. Der Erzbischof Albrecht von Mainz 
und Magdeburg übernahm die Generalpacht für seine Erzbistümer und 
übertrug dem Dominikanermönch Johann Tetzel den Verkauf. Dieser 
betrieb den Ablaßhandel in wahrhaft schamloser Weise. Als er auch in 
der Nähe Wittenbergs sein Wesen trieb, liefen auch von Wittenberg aus 
die Leute scharenweise dahin, um sich Ablaß zu holen. Dies griff Luther 
ans Herz. Er predigte gegen den Ablaß und bat in eindringlichen Briefen 
die benachbarten Bischöfe, wider den Unfug einzuschreitend) „Da aber diese 
nicht wehren wollten," hielt er es für geraten, über den Ablaß öffentlich 
zu disputieren, bis die Kirche entschiede. Er schlug daher nach damaliger 
Sitte am 31. Oktober 1517 an die Tür der Schloßkirche zu Wittenberg isi? 
95 Sätze (Thesen) über die Bedeutung und gegen den Mißbrauch 
des Ablaß* und erbot sich, sie gegen jedermann zu verteidigen. 
Ehe vierzehn Tage vergingen, waren Luthers Sätze „das ganze 
Deutschland und in vier Wochen schier die ganze Christenheit durchlaufen, 
als wären die Engel selbst Botenläufer und trügen's vor der Menschen 
Augen." Mancher deutsche Mann freute sich über den Mut Luthers, der 
so etwas öffentlich zu sagen wagte. Tetzel ließ Gegensätze wider Luther 
schreiben, und auch andere Dominikaner griffen Luther in Schriften an. 
2. Luther und Cajetan und von Miltitz 1518. Der Papst kümmerte 
sich anfangs nicht sonderlich um den Streit, den er für ein Mönchsgezänk 
hielt. Als Luther sich aber gegen alle Angriffe furchtlos und unerschrocken 
verteidigte und den Papst geradezu beschuldigte, er sei der Antichrist, wenn 
er nicht dagegen einschreite, wurde er vor ein päpstliches Gericht nach Rom 
geladen. Durch Vermittelung seines Kurfürsten, der den beliebten Luther 
nicht nach Rom ziehen lassen wollte, hatte er dann aber im Jahre 1518 isis 
mit dem päpstlichen Gesandten (Legaten) Cajetan eine Unterredung auf 
dem Reichstage zu Augsburg. Der hochmütige Kardinal forderte von ihm, 
daß er in sich gehen und seine Irrtümer widerrufen solle. Luther ver¬ 
teidigte sich aber so beharrlich, daß ihn Cajetan im höchsten Zorn mit den 
Worten entließ: „Geh und komme mir nicht wieder unter die Augen, es 
sei denn, daß du widerrufest." So ging Luther von dem Kardinal hin- 
weg, appellierte aber „von dem schlecht unterrichteten Papst an den besser 
zu unterrichtenden" und verließ, weil seine Freunde um seine Sicherheit 
besorgt waren, heimlich die Stadt Augsburg. 
Nun beauftragte der Papst seinen Kammernherrn von Miltitz, einen 
sächsischen Edelmann, mit der Beilegung der Sache. So rücksichtslos und 
*) Ein Brief Luthers über die Veranlassung des Ablaßstreites. 
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