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(1525), ferner die Herzöge von Braunschweig-, Lüneburg und Mecklenburg.
Alle Landesherren, die der Reformation Eingang in ihre Länder gestatteten,
übernahmen zu ihren übrigen Hoheitsrechten auch die Kirchenhoheit, da
die vorhandenen Bischöfe der Reformation feindselig gesinnt waren. Sie
ließen ihre bischöflichen Rechte durch das Konsistorium, das aus
Geistlichen und Laien bestand, und unter diesem durch von ihnen ernannte
Superintendenten zur Beaufsichtigung und Ordination der Geistlichen
ausführend) Die Prediger wurden durch Wahl der Gemeinden, meist aber
durch Kirchenpatrone (Adlige, Stadträte, Landesherren) bestellt; sie bedurften
immer der Bestätigung der Konsistorien. Die Archen- und Klostergüter
gelangten durch Säcularisation in den Besitz der Fürsten, des Adels
und der Städte, die dadurch die Verpflichtung übernahmen, der Reformation
Schutz und Beistand zu verleihen, Kirchen und Schulen zu erhalten und
zu gründen und die Armenpflege zu üben.
3. Die Förderung der Deformation durch die allgemeine Weltlage.
1. Karl Y. im Kriege mit Franz I. von Frankreich. Die Fort-
schritte, die die Reformation machte, wären nicht möglich gewesen, hätte
Karl V. nicht seine ganze Aufmerksamkeit auf die äußeren Feinde, die ihn
bedrohten, wenden müffen. Sein gefährlichster Gegner war der König
Franz I. von Frankreich, dessen Eifersucht gegen die Habsburger schon bei
der Kaiserwahl zu Tage getreten war. Er beanspruchte das Königreichs
Neapel und den südlich von den Pyrenäen gelegenen Teil des Königreich
Navarra, die beide von Ferdinand dem Katholischen Frankreich entrissen
und für Spanien erobert worden waren. Karl bestand dagegen aus die
Herausgabe des Herzogtums Burgund und des Herzogtums Mai-
land, das Franz 1. im Kampf gegen Maximilian durch die Schlacht bei
Marignano (1515) erobert hatte. Der Krieg, der hierüber 1521 ausbrach,
endigte 1526 mit der völligen Niederlage der Franzofen. Sie wurden im
Jahre 1525 bei Pavia von den deutschen Landsknechten unter Georg
von Frundsberg und den Spaniern völlig geschlagen und Franz I. ge¬
fangen genommen. Ein Jahr darauf erkaufte er sich im Frieden zu Madrid
unter Verzichtleistung auf alle seine Ansprüche die Freiheit. Kaum aus
der Gefangenschaft entlassen, erklärte er den Frieden für erzwungen und
ungültig. Er verband sich mit dem Papst und einigen anderen italienischen
Staaten und begann den Krieg aufs neue. In diesem kam es zu einem
Zuge der erbitterten deutschen Landsknechte nach Rom unter Frundsbergs
x) In den außerdeutschen Staaten blieb die bischöfliche Verfassung der Kirche.