Full text: Deutsche Geschichte bis 1648 (Teil 2)

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Artois, Hennegau, Flandern, Namur, Zütphen, Holland und Seeland, 
Antwerpen, Mecheln, Friesland, Utrecht, Dberyssel und Gröningen) erfreuten 
sich noch unter Karl V. einer fast republikanischen Selbständigkeit und einer 
weitgehenden Selbstverwaltung. In den deutschen Landesteilen hatte der 
Protestantismus weite Ausbreitung gefunden, vornehmlich wurde von Frank- 
reich her das calvinistische Bekenntnis herrschend, während die romanischen 
Provinzen im Süden streng katholisch blieben. Karl V. hatte die Eigen¬ 
tümlichkeiten des Volkes verstanden und geschont; um so rücksichtsloser ging 
der finstere, mißtrauische und wortkarge Philipp II., Karls V. Sohn und 
Nachfolger in Spanien, gegen die Verfassung wie gegen den Protestantismus 
vor. Als er sich für immer aus den Niederlanden nach Spanien begab, 
setzte er einen aus niederländischen Herren (darunter Prinz Wilhelm 
von Oranien-Nassau, Graf Egmont und Graf Hoorn) gebildeten 
Staatsrat ein, ernannte aber seine verwitwete Halbschwester, Margareta 
von Parma, zur Statthalterin und stellte ihr den in seine Pläne ein- 
geweihten nachmaligen Kardinal Granvella als Ratgeber zur Seite. 
Aber als die wichtigsten Städte mit spanischen Truppen besetzt wurden, 
Granvella die Zahl der Bistümer vermehrte, die Inquisition eingeführt 
und die grausamsten Ketzerhinrichtungen (Auto da Fe's) verübt wurden, 
erhoben sich allerorten bittere Klagen. Die Opposition des Adels, be- 
sonders Wilhelms von Dramen und des Grafen Egmont, bewirkte zwar 
(1564) die Abberufung Granvellas, aber keine wesentliche Milderung der 
Regierung. Da trat (1566) der Adel zu einem Bunde zusammen und 
übergab der Statthalterin eine Bittschrift um Beseitigung der Ketzer- 
Verfolgungen (gueux, Geusen). Die empörten Volksmassen verübten aber 
schlimme Excesse, die in Bilderstürmerei und Verwüstungen katholischer 
Kirchen übergingen. 
Da schickte Philipp, fest entschlossen, die widerspenstigen Lande mit 
Gewalt seinem Willen zu unterwerfen, den grausamen Herzog Alba mit 
einem Heere dorthin. Margareta forderte und erhielt sofort ihre Ent- 
lassung, und Wilhelm von Dramen verließ das Land. Eine von den ersten 
Taten Albas war die Gefangennahme und Hinrichtung Hoorns und 
Egmonts (1567); der von ihm eingesetzte Rat der Unruhen, vom Volke 
„Blutrat" genannt, veranlaßte zahlreiche Hinrichtungen, und seine Truppen 
schlugen die Scharen Ludwigs von Nassau, des geflüchteten Dramen Bruder. 
Die Greuel in den Niederlanden erfüllten Deutschland mit Schrecken, Kaiser 
Maximilian II. und viele andere Fürsten machten Philipp ernstliche Vor- 
stellungen, aber sie richteten damit nichts aus. Inzwischen hatte Alba 
Zwingburgen errichtet; dieses und ein unerträglicher Steuerdruck führte
	        
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