Full text: Deutsche Geschichte bis 1648 (Teil 2)

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waltungsämter. b) Sie waren die Träger und Pfleger edler Geistes- 
bildung. c) Durch ihre Unverletzlichkeit waren sie eine Schutzmacht gegen 
die Willkür der Könige. 4. Mit dem Frankenvolke lebte und herrschte auch 
das katholische Christentum fort, während das arianische zu Grunde ging. 
b) Die Herrschaft der Merowinger. 
Obwohl das Frankenreich feit Chlodwigs Tode niemals auf den ältesten 
Sohn vererbte, sondern nach germanischem Brauch unter die jeweilig vor- 
handenen Söhne verteilt und damit Familienzwisten und Thronstreitig- 
keiten Tür und Tor geöffnet wurde, nahm es dennoch beständig an Umfang 
zu. Der im merowingischen Hause zur Gewohnheit gewordene Verwandten- 
mord hat vor allem die Zerbröckelung des Reiches verhindert; dadurch kam 
es, daß zuweilen das ganze Reich auf kurze Zeit in der Hand eines Königs 
vereinigt war. 
Von Chlodwigs vier Söhnen hatte der älteste, Theoderich, die 
Herrfchaft über den Nordosten des Frankenreiches erhalten. Er residierte 
in Rheims. Seine Nachbarn waren im Osten die Thüringers ein mäch- 
tiges Volk, das sich von den Donaugegenden bis zum Harz ausbreitete. 
Um geringer Ursache willen begann Theoderich mit Hermansried, dem 
Könige der Thüringer, Krieg, die mit Hilfe der Sachsen wiederholt besiegt 
und ihrer Freiheit beraubt wurden (531). Alles Land vom Harz bis zur 
Unstrnt mußten sie an die Sachsen abtreten; das am Main und südlich 
davon gelegene Gebiet nahmen die Franken, und nur das Gebiet des 
Thüringer Waldes bis zur Fulda verblieb den Thüringern unter fränkischer 
Oberhoheit. 
Bald nach dem Thüringerkrieg wurde das Reich der Burgunder* 
von den Frankenkönigen in Gemeinschaft erobert und dem Frankenreiche ein- 
verleibt (532). Einige Zeit später wurden auch die Bayern tributpflichtig 
gemacht, und als das Ostgotenreich zusammengebrochen war, sielen auch 
Aquitanien und die Provence an das Frankenreich. Nun gebot der 
König Chlotar I. (558—561), der alle seine Brüder überlebt hatte, über 
ein Reich, das tief in Deutschland bis gegen den Harz und die Saale hin, 
über die Rhonemündung und die Donaulande bis nach Regensburg und 
südlich bis zu den Alpen reichte. Nach dem Tode Chlotars herrschten 
wieder Teilkönige, und es begann eine mehrere Jahrzehnte dauernde Zeit 
erbitterter Kämpfe zwischen den Herrschern der Teilreiche Austrasien (Nord- 
osten), Burgund (Südosten), Neustrien (Nordwesten) und Aquitanien 
(Südwesten). In keinem Familienstreit zeigt sich soviel Blutgier, Trug 
und Treulosigkeit wie in dem Hader der verbrecherischen Königin Fredegunde
	        
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