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waltungsämter. b) Sie waren die Träger und Pfleger edler Geistes-
bildung. c) Durch ihre Unverletzlichkeit waren sie eine Schutzmacht gegen
die Willkür der Könige. 4. Mit dem Frankenvolke lebte und herrschte auch
das katholische Christentum fort, während das arianische zu Grunde ging.
b) Die Herrschaft der Merowinger.
Obwohl das Frankenreich feit Chlodwigs Tode niemals auf den ältesten
Sohn vererbte, sondern nach germanischem Brauch unter die jeweilig vor-
handenen Söhne verteilt und damit Familienzwisten und Thronstreitig-
keiten Tür und Tor geöffnet wurde, nahm es dennoch beständig an Umfang
zu. Der im merowingischen Hause zur Gewohnheit gewordene Verwandten-
mord hat vor allem die Zerbröckelung des Reiches verhindert; dadurch kam
es, daß zuweilen das ganze Reich auf kurze Zeit in der Hand eines Königs
vereinigt war.
Von Chlodwigs vier Söhnen hatte der älteste, Theoderich, die
Herrfchaft über den Nordosten des Frankenreiches erhalten. Er residierte
in Rheims. Seine Nachbarn waren im Osten die Thüringers ein mäch-
tiges Volk, das sich von den Donaugegenden bis zum Harz ausbreitete.
Um geringer Ursache willen begann Theoderich mit Hermansried, dem
Könige der Thüringer, Krieg, die mit Hilfe der Sachsen wiederholt besiegt
und ihrer Freiheit beraubt wurden (531). Alles Land vom Harz bis zur
Unstrnt mußten sie an die Sachsen abtreten; das am Main und südlich
davon gelegene Gebiet nahmen die Franken, und nur das Gebiet des
Thüringer Waldes bis zur Fulda verblieb den Thüringern unter fränkischer
Oberhoheit.
Bald nach dem Thüringerkrieg wurde das Reich der Burgunder*
von den Frankenkönigen in Gemeinschaft erobert und dem Frankenreiche ein-
verleibt (532). Einige Zeit später wurden auch die Bayern tributpflichtig
gemacht, und als das Ostgotenreich zusammengebrochen war, sielen auch
Aquitanien und die Provence an das Frankenreich. Nun gebot der
König Chlotar I. (558—561), der alle seine Brüder überlebt hatte, über
ein Reich, das tief in Deutschland bis gegen den Harz und die Saale hin,
über die Rhonemündung und die Donaulande bis nach Regensburg und
südlich bis zu den Alpen reichte. Nach dem Tode Chlotars herrschten
wieder Teilkönige, und es begann eine mehrere Jahrzehnte dauernde Zeit
erbitterter Kämpfe zwischen den Herrschern der Teilreiche Austrasien (Nord-
osten), Burgund (Südosten), Neustrien (Nordwesten) und Aquitanien
(Südwesten). In keinem Familienstreit zeigt sich soviel Blutgier, Trug
und Treulosigkeit wie in dem Hader der verbrecherischen Königin Fredegunde