Full text: Deutsche Geschichte bis 1648 (Teil 2)

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von Neustrien mit der um das Erbe ihrer Söhne und Enkel sich wehrenden 
Brunhilde von Anstrasien. Endlich gewann Chlotar II. (613—622) von 
Neustrien die Oberhand über Brunhilde, die er grausam hinrichten ließ, 
wodurch er die Herrschaft über das gesamte Reich erlangte. 
c) Die HauSmeier. 
1. Wachstum ihrer Macht. Während das Königtum in blutigen 
Kriegen sich zerfleischte und schwächte, erstarkte die Macht der Großen im 
Reiche. Schon Chlotar II. sah sich veranlaßt, den Austrasiern eine 
selbständige Regierung zu geben, die dem Namen nach sein Sohn, in 
Wirklichkeit aber der Bischof Arnulf von Metz und der Hausmeier 
Pippin der Ältere ausübten. Dieser genoß unter den Großen des 
Landes großes Ansehen und besaß reiche Güter zwischen Maas, Mosel und 
Rhein. Nach dem Tode von Chlotars Sohn kam kein Merowinger mehr 
zur wirklichen Ausübung der Herrschergewalt, diese ging immer mehr in 
die Hände der Hausmeier der einzelnen Teilreiche über. Der mächtigste 
von allen war der Hausmeier von Anstrasien, und als Pippins des 
Älteren Enkel, Pippin der Mittlere, den Hausmeier von Neustrien im 
Jahre 687 bei Testri (westlich von St. Quentin) besiegt hatte, dehnten 
die Hausmeier von Austrasien ihre Gewalt über das ganze Frankenreich 
aus. Sie nannten sich Herzog und Fürst (dux'et princeps) aller Franken, 
hüteten sich aber, die Ehrfurcht der Franken vor der angestammten Würde 
der Könige zu verletzen. 
Pippins des Mittleren Sohn Karl, den das Volk wegen seiner 
Tapferkeit Martell, d. i. Streithammer, nannte, wurde der Retter der 
durch die Araber bedrohten abendländischen Christenheit. Seit die Araber 
Spanien in Besitz genommen hatten, waren sie nach mehreren glücklichen 
Streifzügen in das Garonne- und Rhonetal im Jahre 732 mit großer 
Macht in das Land der Franken eingebrochen und bis in die Gegend 
zwischen Tours und Poitiers vorgedrungen. Hier wurden sie von Karl 732 
Martell in einer furchtbaren Schlacht geschlagen und zurückgeworfen und 
später durch einen zweiten Sieg gänzlich aus dem Frankenreich vertrieben. 
2. Gewinnung des Königtums. Auf Karl Martell folgte sein Sohn 
Pippin der Kleine als Hausmeier. Er stand in solcher Machtfülle, 
daß er es unter Zustimmung des Papstes Zacharias wagen konnte, den 
Merowingerkönig Childerich III. zu entthronen. Nachdem er ihn der 
Königslocken beraubt und einem Kloster überwiesen hatte, wurde er selbst 
im Jahre 752 von den Franken als König auf den Schild gehoben und 
von den Bischöfen des Reiches gekrönt. Seine Vollendung erhielt die
	        
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