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von Neustrien mit der um das Erbe ihrer Söhne und Enkel sich wehrenden
Brunhilde von Anstrasien. Endlich gewann Chlotar II. (613—622) von
Neustrien die Oberhand über Brunhilde, die er grausam hinrichten ließ,
wodurch er die Herrschaft über das gesamte Reich erlangte.
c) Die HauSmeier.
1. Wachstum ihrer Macht. Während das Königtum in blutigen
Kriegen sich zerfleischte und schwächte, erstarkte die Macht der Großen im
Reiche. Schon Chlotar II. sah sich veranlaßt, den Austrasiern eine
selbständige Regierung zu geben, die dem Namen nach sein Sohn, in
Wirklichkeit aber der Bischof Arnulf von Metz und der Hausmeier
Pippin der Ältere ausübten. Dieser genoß unter den Großen des
Landes großes Ansehen und besaß reiche Güter zwischen Maas, Mosel und
Rhein. Nach dem Tode von Chlotars Sohn kam kein Merowinger mehr
zur wirklichen Ausübung der Herrschergewalt, diese ging immer mehr in
die Hände der Hausmeier der einzelnen Teilreiche über. Der mächtigste
von allen war der Hausmeier von Anstrasien, und als Pippins des
Älteren Enkel, Pippin der Mittlere, den Hausmeier von Neustrien im
Jahre 687 bei Testri (westlich von St. Quentin) besiegt hatte, dehnten
die Hausmeier von Austrasien ihre Gewalt über das ganze Frankenreich
aus. Sie nannten sich Herzog und Fürst (dux'et princeps) aller Franken,
hüteten sich aber, die Ehrfurcht der Franken vor der angestammten Würde
der Könige zu verletzen.
Pippins des Mittleren Sohn Karl, den das Volk wegen seiner
Tapferkeit Martell, d. i. Streithammer, nannte, wurde der Retter der
durch die Araber bedrohten abendländischen Christenheit. Seit die Araber
Spanien in Besitz genommen hatten, waren sie nach mehreren glücklichen
Streifzügen in das Garonne- und Rhonetal im Jahre 732 mit großer
Macht in das Land der Franken eingebrochen und bis in die Gegend
zwischen Tours und Poitiers vorgedrungen. Hier wurden sie von Karl 732
Martell in einer furchtbaren Schlacht geschlagen und zurückgeworfen und
später durch einen zweiten Sieg gänzlich aus dem Frankenreich vertrieben.
2. Gewinnung des Königtums. Auf Karl Martell folgte sein Sohn
Pippin der Kleine als Hausmeier. Er stand in solcher Machtfülle,
daß er es unter Zustimmung des Papstes Zacharias wagen konnte, den
Merowingerkönig Childerich III. zu entthronen. Nachdem er ihn der
Königslocken beraubt und einem Kloster überwiesen hatte, wurde er selbst
im Jahre 752 von den Franken als König auf den Schild gehoben und
von den Bischöfen des Reiches gekrönt. Seine Vollendung erhielt die