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Merseburg forderte, fiel im Jahre 938 bei der Erstürmung der Eresburg.
Eberhard von Franken und Giselbert von Lothringen kamen in-
folge eines Treffens bei Andernach (939) um. Des Königs jüngerer und ehr-
geiziger Bruder Heinrich, der sogar den Königsthron erstrebte, erhielt nach
einem mißlungenen Mordanschlag auf den König 941 zu Frankfurt Ver¬
zeihung. Otto benutzte seine Siege zur Stärkung der königlichen und zur
Schwächung der herzoglichen Gewalt. Der Bayernherzog verlor das Recht
der Vischofsernennung, und das Herzogtum Franken wurde mit der Krone
vereinigt. Alle Herzöge verloren das Recht der Grafenernennung, und das
in den Herzogtümern gelegene Königsgut wurde Pfalzgrafen übertragen, die
wie die Markgrafen ein Gegengewicht gegen die Herzöge bildeten. Da der
König nicht daran denken konnte, die Herzogtümer bei dem stark aus-
geprägten Sonderleben der Stämme ganz zu beseitigen, so verlieh sie Otto
nach dem Aussterben ihrer Inhaber nur an ihm treu ergebene Männer:
Sachsen an den Markgrafen Hermann Billung, seinen treuen Freund;
Lothringen an Konrad den Roten, seinen Schwiegersohn; Bayern an seinen
Bruder Heinrich; Schwaben an seinen Sohn Ludolf.
2. Die Begründung der Machtstellung Deutschlands nach außen
hin. Gestützt auf die großen Erfolge seiner inneren Politik konnte Otto
nun auch daran denken, sich nach außen hin eine Achtung gebietende
Stellung zu erwerben. Bei diesem Streben kamen ihm die Verwirrungen
in Frankreich, Burgund und Italien zu statten, a) Bald nach dem Siege
bei Andernach war Otto nach Frankreich gezogen und hatte den König
Ludwig zum Verzicht auf Lothringen, das er nach Giselberts Tod für
sich beanspruchte, genötigt, b) Auch in Burgund, das 933 durch Ver¬
einigung von Hoch- und Niederburgund unter Rudolf II. zu einem König-
reich geworden war, gewann Otto eine Art Oberhoheit, indem er nach
Rudolfs Tode dessen unmündigen Sohn und Nachfolger in seine Obhut
nahm, c) In Italien herrschten seit dem Ende des 9. Jahrhunderts
entsetzliche Zustände; im Süden stritten Griechen und Araber miteinander,
in Rom stand das entwürdigte Papsttum ohne den Schutz eines starken
Kaisertums in schmachvoller Abhängigkeit von den Adelsparteien, im Norden
kämpften Hugo von Burgund und sein Sohn Lothar mit Berengar von
Jvrea um die Königskrone von Italien. Als König Lothar noch im jugend-
lichen Alter plötzlich starb, bemächtigte sich Berengar der trauernden Königin
Adelheid, einer Tochter Rudolfs von Burgund, und der Krone und wollte
Adelheid zwingen, seinen Sohn Adalbert zu heiraten. Als Adelheid nicht
einwilligte, brachte er sie in eins seiner Schlösser am Gardasee. Aber mit
Hilfe eines Bischofs und eines treuen Mönches entfloh sie unter Gefahren