Full text: Deutsche Geschichte bis 1648 (Teil 2)

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Otto III. 983—1002. 1. Nach dem plötzlichen Tode Ottos II. er- 
hob sich sogleich ein heftiger Streit um die Vormundschaft über den drei- 
jährigen König Otto. Heinrich der Zänker bemächtigte sich des Knaben 
und der Reichsregierung, mußte sich aber der königstreuen Partei, an deren 
Spitze der Erzbischof Willigis von Mainz stand, fügen und den jungen 
Königssohn der Kaiserinwitwe Theophano ausliefern und geloben, ihr die 
Vormundschaft fernerhin nicht streitig zu machen. Dafür erhielt er das 
Herzogtum Bayern zurück. 
2. Otto wuchs nun auf unter der Leitung der Mutter Theophano und der 
Großmutter Adelheid und empfing eine tüchtige Bildung durch den gelehrten 
Bischof Gerbert von Rheims und den kunstsinnigen und kunstgeübten Bischof 
Bernward von Hildesheim. Wegen seiner Kenntnisse wurde er von den 
Zeitgenossen angestaunt, von den Späteren als ein Wunder der Welt gepriesen. 
Mit seiner Vorliebe für die klassische Bildung der Griechen und Römer verband 
er in religiöser Beziehung eine streng kirchliche, ja asketische Richtung, die um 
das Jahr 1000, da man das Ende der Welt erwartete, mehrfach hervortrat. 
3. Im Jahre 995 wurde Otto mündig. Erfüllt mit unklaren, 
phantastischen Ideen und allem deutschen Wesen fremd, wollte er von 
Rom aus in der Weise der byzantinischen Kaiser das Abendland beherrschen 
und in Gemeinschaft mit dem Papste das Gottesreich auf Erden verwirk- 
lichen. Er ernannte zum Papste seinen Verwandten Bruno von Kärnten 
(Gregor V.), von dem er 996 die Kaiserkrone erhielt, und nach dessen Tode 
den gelehrten Gerbert, seinen einstigen Lehrer (Sylvester II.), der seine 
phantastischen Pläne aufs eifrigste unterstützte. Aber über seinen Welt- 
Herrschaftsplänen vernachlässigte er das deutsche Reich. Zum Nachteile 
Deutschlands gewährte er den Polen unter Boleslaw und den Ungarn 
unter Stephan dem Heiligen staatliche und kirchliche Selbständigkeit und 
suchte die deutsche Kirche ganz abhängig vom Papsttum zu machen. Ge- 
legentlich einer Wallfahrt nach Gnesen zum Grabe seines Freundes, des 
mit der Märtyrerkrone geschmückten Preußenapostels Adalbert, erhob 
er Gnesen zum Erzbistum und unterstellte diesem die Bistümer Kolberg, 
Krakau und Breslau. Seine Bestrebungen riefen wiederholt Aufstände in 
Rom und eine Verschwörung in Deutschland hervor, vor deren Ausbruch 
der Kaiser in Italien starb. Seine Getreuen, unter ihnen Bern ward von 
Hildesheim, geleisteten unter steten Gefechten gegen die Römer, die den 
Leichenzug verfolgten, den toten Kaiser über die Alpen nach Aachen, wo 
seine Gebeine feierlich beigefetzt wurden. 
Heinrich II. 1002—1024. Dreimal war der Sohn dem Vater ge- 
folgt, und die deutsche Krone schien erblich zu werden. Da aber Otto III. 
Heinze-Rosenburg, Die Geschichte. II. 2. Aufl. 6
	        
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