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an streng kirchlichem Sinne und Frömmigkeit gleich getan hatte, vom
Papste heilig gesprochen.
Welche Ergebnisse hatte die Regierung des sächsischen Kaiserhauses?
1. Die deutschen Stämme waren zu einer unlösbaren Reichseinheit verbunden.
Die gemeinsamen Kämpfe gegen die Nachbarvölker hatten ein starkes Nationalgefühl ent-
wickelt. 2. Das Königreich Italien war mit Deutschland vereint. 3. Deutschland besaß
die Vorherrschaft unter den Staaten West- und Mitteleuropas. 4. Die Grenzen des
Reiches waren gegen die Ungarn und Dänen gesichert.
4. Das Kulturleden im Zeitalter der sächsischen Kaiser.
Die Zeit der sächsischen Kaiser ist eine der glänzendsten in der deutschen
Geschichte. Während das königliche Ansehen in andern Ländern gesunken
war, standen die Kaiser und Könige in Deutschland geachtet und gefürchtet
da. Sie wirkten auf das sichtbar hervortretende Fortschreiten in der Ent-
Wickelung und Bildung der deutschen Nation ein. Allerdings hätte dois
deutsche Volk ohne fremde Anregung wohl kaum zu der hohen Kultur sich
ausgeschwungen, die unter den sächsischen Kaisern erblühte. Die auslän-
dischen Königinnen Adelheid und Theophano, die in Italien und Konstan-
tinopel den Wert höherer Bildung kennen gelernt hatten und an feineren
Lebensgewohnheiten Gefallen fanden, suchten nicht nur die gesellschaftlichen
Umgangsformen zu heben und zu veredeln und die sächsische Einfachheit
und rauhe Lebensweife durch elegantere Hofhaltung, durch Schmuck und
Kleiderpracht zu verdrängen; sie begünstigten und förderten auch alle
geistigen Bestrebungen, jede wissenschaftliche Beschäftigung und Kunsttätigkeit.
Dabei wurden sie sowohl von einheimischen und fremden hohen Geistlichen,
wie Willigis von Mainz, Bernward von Hildesheim, Meinwerk von Pader-
born, Gerbert von Rheims u. a. als auch von Gliedern der sächsischen
Kaisersamilie, namentlich Brun und Mathilde, Ottos des Großen Bruder
und Tochter, eifrig unterstützt. So kam es, daß in den sächsischen Städten,
in Magdeburg, Halle, Bremen, Bardewieck u. a. O. ein Kulturleben auf-
blühte, das hinter dem der alten Römerstädte am Rhein und an der
Donau nicht wesentlich zurückstand; daß in allen Gegenden Deutschlands
sich Domkirchen, Klostergebäude und Königspfalzen erhoben, die die Bau-
werke der karolingischen Zeit weit hinter sich ließen; daß in Sachsen sowohl
die bessere Bodenkultur und das aufblühende Städte- und Jnduftrieleben
als die religiöse und kirchliche Bildung, der feierlichere durch Musik und
Kunst gehobene Gottesdienst, die dichterischen Versuche und wissenschaftlichen
Studien am Hofe und bei der Geistlichkeit den großen Aufschwung kund-
gaben, den das ganze geistige Leben genommen hatte.
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