— 170 —
und Steuern zahlen. Sie verwalteten ihre Angelegenheiten meist selbständig;
etliche waren freilich ohne eigene Rechtsprechung, die dann ein vom Prätor
in Rom gesandter Präfekt ausübte. Über die ganze Halbinsel verbreiteten
sich Bürgerkolouieen aus römischen Bürgern, die eine durchaus zuver-
lässige Stütze des Staates waren. Die Kolonieen waren stets Festungen,
deren Besatzung die entsandten römischen Bürger bildeten, die immer den
dritten Teil der Feldmark des Ortes zugewiesen erhielten und in der Ein-
Wohnerschaft den bevorzugten Stand, gleichsam die Patrizier bildeten. Sie
blieben römische Vollbürger, konnten aber nur zu Rom in den Volks-
Versammlungen ihre Stimmen abgeben.
4. Doms Kämpft )ur Begründung seiner Weltmacht. 264—133.
a) Der erste p»»Nische Krieg. 264—241.
Römer und Karthager. Als der König Pyrrhns Sicilien verließ,
um zum zweitenmal sein Heil in Italien zu versuchen, soll er geäußert
haben: „Welchen Kampsplatz für die Römer und die Karthager laffen
wir da hinter uns." Dieses Wort sollte sich bald erfüllen. Denn es
war nur zu natürlich, daß die Römer nach der Eroberung Unteritaliens
mit den benachbarten und das Meer beherrschenden Karthagern bald seind-
lich zusammenstießen, und daß sie danach trachteten, durch die Eroberung
Siciliens, wo jetzt nach Jahrhunderte langem Kampf die Karthager die
Oberhand hatten, die Eroberung Italiens zum Abschluß zu bringen.
Der Geschichtsschreiber Polybius*) charakterisiert Römer und Kar-
thager folgendermaßen:
Die Karthager verstehen sich besser auf den Dienst zur See und auf die
Herstellung alles dessen, was zum Seewesen gehört, da sie die Erfahrung
hierin als ein väterliches Erbe überkommen haben und in der Vertrautheit
mit dem Meere alle übrigen Völker überflügeln; in der Kriegsführung zu
Lande dagegen sind ihnen die Römer weit überlegen. Denn ihr Eifer ist
allen Teilen des Landheeres zugewandt, während die Karthager das Fußvolk
gänzlich vernachlässigen und nur der Reiterei einige Sorge widmen. Die
Ursache hiervon ist, daß sie fremder Mietstruppen sich bedienen, die Römer
dagegen nur Einheimische und Bürger ins Feld führen. Auch in diesem
Punkte verdienen die letzteren den Vorzug; denn gilt es die Freiheit des
x) Polybius war ein Grieche und befand sich unter den 1000 Achäern, die nach
der Schlacht bei Pydna 168 als Geiseln sür die Treue des achäischen Bundes nach Rom
geschickt wurden. In Rom war er mit den Seipionen innig befreundet und faßte den
Plan, zu schildern, wie die Römer zur Weltherrschaft gelangt seien. Von seinem um-
fangreichen Geschichtswerke sind nur die ersten fünf Bücher, die die beiden ersten pnnischen
Kriege schildern, vollständig erhalten.