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unbedingt verboten; wer dieses Verbot übertrat, den traf, wenn er zurück-
kehrte, Todesstrafe.
Die Wehrverfassung. Der Spartaner war vom zwanzigsten bis zum
sechzigsten Jahre wehrpflichtig und diente als schwerbewaffneter, mit langem
Schild und langer Stoßlanze versehener Fußsoldat, Hopttt. Das Heer
war ungefähr 6000 Mann stark und in 12 Rotten unter besonderen
Rottenführern eingeteilt. Auf die Reiterei legten die Spartaner wenig
Wert. Schmolz in Kriegszeiten die Zahl der Spartiaten bedenklich zu-
sammelt, so ergänzte man wohl auch ausnahmsweise das Heer durch Periökeu.
Die Heloten wurden als Schanzknechte bei Lagerarbeiten, Zugführer beim
Transport, als Schildknappen oder Leichtbewaffnete benutzt. Das Heer
rückte in der Regel am Vollmond aus, nachdem das vom König darge-
brachte Opfer günstig ausgefallen war. Statt des groben Mantels, wie
zu Hause, trugen die Spartiaten im Felde purpurne Kriegsgewänder und
glänzende Waffen, und wenn es zum Kampfe ging, schmückten sie sich mit
Kränzen wie zum Feste. Nach dem Absingen des Schlachtgesangs rückte
das Heer unter Flötenton und Saitenspiel in geschlossenen Gliedern und
taktmäßigem Gleichschritt aus die Wahlstatt voller Ehrbegierde und Sieges-
Hoffnung.
Die messenischen Kriege. Die Lykurgische Verfassung verlieh dem
spartanischen Staate eine große Überlegenheit, und der Ruf seiner Macht
verbreitete sich überall. Bald strebte Sparta auch nach äußerer Macht-
erweiteruug, und es kam zum Kampfe zwischen den Spartiaten und
Messeniern, den beiden feindlichen Bruderstämmen diesseit und jenfeit
des Taygetusgebirges. Nach heldenmütiger Verteidigung wurde Messeuieu
unterworfen, trotzdem im ersten Kriege der König Aristodemus, einem
Orakel folgend, seine eigene Tochter opferte und im zweiten Aristömenes
mit ebensoviel Klugheit und List als Tapferkeit widerstand. Als die ritterlich
verteidigte Bergfeste Eira nach langer Belagerung siel, war Mefsenien 630
den Spartanern unterworfen. Ein Teil seiner Bewohner wanderte nach
Sicilien aus und ließ sich in einem Orte nieder, der nach ihnen Messäna
genannt wurde, die Zurückgebliebenen wurden Heloten. Als im zweiten
Kriege gegen den Helden Aristömenes die Spartaner anfangs nur wenig
ausrichten konnten und sie an ihrem Waffenglück verzweifelten, fragten sie
das Orakel um Rat und erhielten die Antwort, sie sollten von den Athenern
einen Feldherrn erbitten. Diese, in Verlegenheit, wie sie den Befehl des
Orakels erfüllen und dennoch nicht dazu beitragen möchten, daß die Spartaner
siegten, erwählten nach langer Beratung den lahmen Dichter Tyrtäus