84 Griechenland. Homer. Die Spartaner.
Dichter H o m e r in einem Gedichte, der Jliäde, die einzelnen
Kämpfe der Helden vor Troja (Ilion), und in einem andern,
der Odyssee, die wunderbaren Irrfahrten und Abenteuer
lebhaft geschildert. Beide Werke sind noch vorhanden und gelten
als die vollkommensten Heldengedichte aller Zeiten. Homer
selbst lebte nach der allgemeinen Ansicht um 1000 v. Chr.; sein
Leben aber liegt so sehr im Dunkel, daß schon im Altertume
sieben Städte um die Ehre stritten, seine Vaterstadt zu sein.
— Auch für die Einheit Griechenlands war dieser Krieg von
ersprießlichen Folgen. Das zehnjährige Zusammenleben der ver¬
schiedenen Stammgenossen ans allen Teilen Griechenlands in
jenem fremden Erdteile hatte sie alle in Sitte, Sprache und
Religion einander näher gebracht. Sie alle hatten sich hier zum
ersten Male als eine Nation kennen gelernt und einen großen
Schatz an Kenntnissen und Erfahrungen in die Heimat mit hinüber
gebracht.
Kaum war aber die Ordnung im Lande einigermaßen herge¬
stellt, als wieder neue Unruhen losbrachen, die Alles über den
Haufen zu werfen droheten. Es entstand eine große Bewegung
unter den griechischen Stämmen selbst. Nene Völker drängten
die alten aus ihren Wohnsitzen; diese warfen sich wieder auf
andere Stämme, bis zuletzt die Schwächeren sich zur Auswan¬
derung entschlossen und überseeische Ansiedlungen gründeten. Diese
große Bewegung ging zunächst von der Landschaft Epeiros aus.
Die hier wohnenden Thessälier setzten über den Pindns und das
von ihnen eingenommene Land erhielt den Namen Thessalien.
Die hieraus verdrängten Äoler drangen in Boötien ein und
uuterwarfeu oder vertrieben die alten Bewohner des Landes,
die Kadmer oder Minyer. Wie die Äöler, so wichen auch die
am Olympos wohnenden Dorer vor den neuen Ankömmlingen
nach Süden, ließen sich aber schon zwischen dem Berge Öta und
dem Parnaß nieder und unterwarfen die älteren Bewohner da¬
selbst. Ein solches Gewimmel vordringender und zurückweichen¬
der Volksmassen überflutete eine Zeit lang das ganze Land.
Besonders merkwürdig und folgereich war die Wanderung
der Dorer nach dem Peloponnes. Sie wird in den
dichterischen Ausschmückungen auch wohl die Rückkehr der
Herakliden genannt, weil Fürsten, die sich Nachkommen des
Herakles nannten und Ansprüche an den Peloponnes zu haben
glaubten an ihrer Spitze standen.
Es war nm 1104 v. Chr. als aus dem Berglande des
Parnaß neue Züge der Do rer nach Westen und Süden drangen.
Ihnen schlossen sich die Ätöler an, welche damals den west-