Das Leben in Rom. 
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wo immer noch die Männer vom alten Schlag und damit auch die alten Sitten 
das Übergewicht hatten. Erst als man durch die Kriege und Siege in Griechen- 
land und Asien die dortige Feinheit und Üppigkeit des Lebens kennen lernte, 
als eine Menge bisher unbekannter Luxusgegenstände und Genußmittel nach Rom 
kam, als immer mehr Reichtum in der Hauptstadt sich anhäufte, erst da, seit 
der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts v. Chr. wurde die Lebensweise eine 
andere, behaglichere und glänzendere. Es folgte nun aber fast ein volles Jahr- 
hundert, in welchem Rom beinahe unausgesetzt von inneren Unruhen und Bürger- 
kriegen heimgesucht ward, wo man seines Lebens doch nicht in ungestörter Ruhe 
froh werden konnte. So war es erst nach der Aufrichtung der Monarchie mög- 
lich der Vorteile und Genüsse, welche nunmehr die Hauptstadt der Welt im 
reichsten Maße darbot, sich bewußt zu werden. 
Mehr und mehr wurde Rom zu einer Großstadt, mit welcher kaum die 
größten und glänzendsten der modernen Städte sich vergleichen lassen. Schon 
in den Zeiten der Republik war eine große Menge von Tempeln entstanden, 
besonders zahlreiche Votivtempel, wie sie zum Dank für einen Erfolg im Kriege 
errichtet zu werden pflegten; mögen diese Tempel auch meist nicht groß und 
prächtig gewesen sein, so gaben sie doch der Stadt ein monumentales Gepräge 
und im Laufe der Zeit kam auch reicher Schmuck und großartige Anlage hinzu. 
Dazu denke man sich die Prachtgebäude, welche von den Kaisern errichtet wurden, 
die Privatpaläste der Großen, die zahllosen Statuen aller Art, welche fast die 
freie Bewegung auf den öffentlichen Plätzen hemmten, die unglaubliche Ansamm- 
lung von Kunstschätzen, von Erzeugnissen der Natur und der Industrie, von 
allen möglichen Merkwürdigkeiten, von Menschen und Sachen aus allen Erd- 
teilen und Zonen und man wird leicht begreifen, daß Rom ein Sammelplatz 
und Emporium der ganzen alten Welt wurde. 
Da war kein Land, welches nicht durch freiwillige Besucher oder durch 
Sklaven in Rom vertreten war: neben dem Orientalen, dem Kleinasiaten und 
Syrer erblickte man den Gallier und Spanier, neben dem Ägypter, Araber 
und Juden den Germanen und Britannier, neben dem Griechen den Barbaren. 
Jede Begierde konnte befriedigt werden, wenn man das nötige Geld hatte; 
namentlich für die Genüsse des Gaumens fand sich alles Wünschenswerte vor, 
auch das Seltenste, noch so schwer zu Beschaffende und noch so Teure. In 
Rom hatte man für jede Beschäftigung, für jede Unterhaltung zu jeder Stunde 
reiche Gelegenheit. Wollte man körperliche Übung treiben, so stand das aus- 
gedehnte Marsfeld zu Gebote; zu Spaziergängen, zu Unterhaltungen im Freien 
öffneten sich die Säulenhallen, die Gärten und Parke von Privatleuten und 
Kaisern; zum Bade luden die immer großartiger angelegten Thermen mit ihren 
ebenso zweckmäßigen wie raffinierten Einrichtungen. Zur Unterhaltung gröberer 
Art dienten die Aufführungen im Zirkus und im Amphitheater, die Tierhetzen,
	        
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