Full text: Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart (Teil 3)

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Und so kommen wir zu Preußens politischer Stellung nach außen. — 
Preußen muß mit allen Großmächten im freundschaftlichsten Vernehmen stehen, 
ohne sich fremden Einflüssen hinzugeben und ohne sich die Hände frühzeitig durch 
Traktate zu binden. Mit allen übrigen Mächten ist das freundliche Verhältnis 
gleichfalls geboten. In Deutschland muß Preußen moralische Eroberungen machen 
durch eine weise Gesetzgebung bei sich, durch Hebung aller sittlichen Elemente und 
durch Ergreifung von Einigungselementen, wie der Zollverband es ist, der indes 
einer Reform wird unterworfen werden müssen. — Die Welt muß wissen, daß 
Preußen überall das Recht zu schützen bereit ist. Ein festes, konsequentes 
und, wenn es sein muß, energisches Verhalten in der Politik, gepaart mit 
Klugheit und Besonnenheit, muß Preußen das politische Ansehen und die Macht- 
stellung verschaffen, die es durch seine materielle Macht allein nicht zu erreichen 
imstande ist. 
Auf dieser Bahn, mir zu folgen, um sie mit Ehren gehen zu können, dazu 
bedarf ich Ihres Beistandes, Ihres Rates, den Sie mir nicht versagen werden. — 
Mögen wir uns immer verstehen zum Wohle des Vaterlandes und des Königtums 
von Gottes Gnaden! 
26. 
Die Thronbesteigung König Wilhelms. 
2. Januar 1861. 
Quelle: Erlaß vom 7. Januar 1861. 
Fundort: L. Hahn a. a. O. S. 92—94. 
An mein Volk. 
König Friedrich Wilhelm IV. ruht in Gott. Er ist erlöst von den schweren 
Leiden, die er mit frommer Ergebung trug. Unsere Tränen, die in gerechter 
Trauer fließen, wolle der Herr in Gnaden trocknen; des Entschlafenen gesegnetes 
Andenken wird in meinem, in eurem Herzen nicht erlöschen. 
Niemals hat eines Königs Herz treuer für seines Volkes Wohl geschlagen. 
Der Geist, in welchem unseres hochseligen Vaters Majestät, der Heldenkönig — so 
nannte ihn der nun Heimgegangene königliche Sohn — nach den Jahren des Un- 
heiles sein Volk wieder aufrichtete und zu den Kämpfen stählte, an welchen 
mem verklärter Bruder hochherzig teilnahm, war König Friedrich Wilhelm IV. ein 
Hegges Erbteil, welches er treu zu pflegen wußte. Überall gewährte er edlen 
Kräften Anregung und förderte deren Entfaltung. Mit freier königlicher Hand gab 
er dem Lande Institutionen, in deren Ausbau sich dessen Hoffnungen erfüllen 
sollten. Mit treuem Eifer war er bemüht, dem gesamten deutschen Vaterlande 
höhere Ehre und festere Einigung zu gewinnen. Als eine unheilvolle Bewegung 
der Geister alle Grundlagen des Rechts erschüttert hatte, wußte meines in Gott 
ruhenden Bruders Majestät die Verwirrung zu enden, durch eine neue politische 
Schöpfung die unterbrochene Entwicklung herzustellen und ihrem Fortgang feste 
Bahnen anzuweisen. 1 
Dem Könige, der so Großes zu begründen wußte, dessen unvergeßliches 
Wort: „Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen" auch meine 
Seele erfüllt, gebührt ein hervorragender Platz in der glorreichen Reihe der 
Monarchen, welchen Preußen seine Größe verdankt, welche es zum Träger des 
deutschen Geistes machten.
	        
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