Full text: Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815 (Teil 2)

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80. 
Die Vereinigten Staaten von Amerika treten in die Geschichte ein. 
Quelle: Unabhängigkeitserklärung der „im allgemeinen Kongreß der- 
sammelten Vertreter der Vereinigten Staaten von Amerika." 4. Juli 1776. 
Übersetzung: M, Schilling, Quellenbuch zur Gesch. der Neuzeit. Berlin 1912. S. 329. 
Wenn es für ein Volk im Laufe der Dinge notwendig wird, die politischen 
Bande, welche es bis dahin mit einem anderen Volke verknüpften, zu lösen und 
unter den Mächten der Erde die selbständige und gleichberechtigte Stellung ein- 
zunehmen, zu der die Gesetze der Natur und Gottes in der Natur es berechtigen, 
so erfordert die geziemende Achtung vor der Meinung der Welt, die Ursachen dar- 
zulegen, welche zu der Trennung nötigten. 
Wir erachten folgende Wahrheiten für selbstverständlich: daß alle Menschen gleich 
geschaffen sind; daß ihnen der Schöpfer gewisse unveräußerliche Rechte verliehen 
hat, zu denen unter anderen Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit 
gehören; daß zur Sicherung dieser Rechte Regierungen eingesetzt sind, welche die 
ihnen zustehende Gewalt von der Zustimmung der Regierten ableiten; daß es 
das Recht des Volkes ist, wenn je eine Regierungsform jenen Zwecken verderblich 
wird, dieselbe abzuändern oder abzuschaffen und eine neue Regierung einzusetzen, 
die derartig eingesetzt ist, daß aller Wahrscheinlichkeit nach die Sicherheit und Wohl- 
fahrt des Volkes gefördert wird. Klugheit wird jedoch gebieten, lang bestehende 
Regierungen nicht wegen unbedeutender und vorübergehender Ursachen zu ändern; 
und so lehrt die Erfahrung, daß die Menschen Übelstände, solange sie erträglich 
sind, eher ertragen, als durch Abschaffung gewohnter Formen sich Recht zu ver- 
schaffen. Aber wenn eine lange Reihe von Mißbräuchen und Anmaßungen, die 
stets dasselbe Ziel verfolgen, die Absicht darlegt, das Volk unter absoluten Des- 
potismus zu zwingen, so ist es sein Recht, ja, seine Pflicht, eine solche Regierung 
zu stürzen und für neue Gewähr feiner künftigen Sicherheit Sorge zu tragen. 
So haben bis jetzt diese Kolonieen alles geduldig ertragen, nun aber sehen sie 
sich in die Notwendigkeit versetzt, das bisherige Regierungssystem abzuändern. 
Die Geschichte des gegenwärtigen Königs von Großbritanniens ist eine Geschichte 
von Ungerechtigkeiten und Übergriffen, welche lediglich die Herstellung einer 
Zwingherrschaft bezwecken. Dies zu beweisen, sollen den Augen der ganzen Welt 
Tatsachen unterbreitet werden. 
Aus der langen Reihe von Beschuldigungen seien nur folgende erwähnt: 
Er hat sich geweigert, zur Erleichterung großer Bevölkerungsschichten andere 
Gesetze zu geben, wenn jene Leute nicht auf das Recht der Mitwirkung ihrer 
Abgeordneten bei der Gesetzgebung verzichten würden, ein Recht, das ihnen un- 
schätzbar und nur einem Tyrannen furchtbar ist. 
Er hat gesetzgebende Körperschaften an ungewöhnliche, unbequeme und ent- 
fernt von ihren Archiven gelegene Orte berufen, lediglich zu dem Zweck, sie bis 
zu dem Grade zu ermüden, daß sie endlich in seine Maßregeln willigen würden. 
Er hat sich bemüht, das Wachstum der Bevölkerung dieser Staaten zu 
hemmen, indem er die Gesetze für die Naturalisation Fremder verhindert, andere 
zu erlassen, um die Ansiedlung zu begünstigen, sich geweigert und die Bedingungen 
für Erwerbung neuer Ländereien aufgehoben hat. 
l) Georg III. 1760—1820.
	        
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