Full text: Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815 (Teil 2)

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damit zu versiegeln, auch weiter, falls es die Schiedsrichter für Zeit ansehen, und 
es sich zutrüge, daß die polnischen Räte gütlich handeln würden, Macht haben 
sollten, das Siegel zu gebrauchen... Ehe sie aus dem Rat voneinander gingen, 
haben die Deutschherren diejenigen erkoren, die Vollmacht haben sollten, hinaus 
zu dem Hochmeister und mit ihm weiter gen Preßburg zu ziehen und ihm raten 
helfen und anhören sollten des Ordens Handel. Sie haben gekoren Herzog Erich 
von Braunschweig, Komtur des deutschen Ordens zu Memel, einen Gebietiger, 
den Bischof von Riesenberg als einen Prälaten des Ordens und Herrn Friedrich 
von Heideck als einen Ritterbruder 
Nachdem wurde auch die Landschaft versammelt und ihnen? vorgehalten, aus 
ihrer Mitte vier zu wählen, die mit voller Macht neben den Deutschherren von 
Preßburg zu dem Hochmeister ziehen sollten. Die hatten zu Bartenstein ihren 
Rat ... und wählten vom Adel Herrn Heinrich von Kitlitz und Georg von Kun- 
heim, und die Städte kürten Nikolaus Richau und Krispin Schonberg, beide 
Bürgermeister zu Königsberg; mit ihnen hat der von Heideck seine Sache auch 
wohl abgemacht 
Sie waren in Schlesien zu unserem Hochmeister gekommen (1525) und sollten 
gen Preßburg reiten und verfehlten des Wegs und kamen gen Krakau. Die Voll- 
macht war ihnen nach Preßburg für die Schiedsrichter gegeben; da zeigten sie die- 
selbe zu Krakau vor dem Könige. . . Und da sie miteinander gen Krakau kamen, 
war es alles vorher abgeredet mit dem Könige und der Krone Polen, wie es die 
zwei Fürsten Herzog Friedrich von Liegnitz und Markgraf Georg von Brandenburg 
zuvor mit dem Könige beschlossen hatten. Dabei blieb es . . . Und da wurde zu 
Krakau auf dem Markte ein Majestätsstuhl mit großer Pracht aufgerichtet, und saß 
da der König von Polen in seiner Majestät. Der Hochmeister kam geritten in 
seinem Hochmeisterwappenrock, ging auf den Stuhl zu zum Könige und fiel auf 
ein Knie vor ihm nieder. Da wurde er aufgenommen, legte des Ordens Kleid 
und Wappenrock ab, und gab ihm der König ein ander Kleid und eine andere 
Fahne. Es waren aber acht oder neun Bischöfe da, die hatten Bücher und lasen 
über ihn und absolvierten ihn. . . Und da empfing der Hochmeister des Ordens 
Land in Preußen zu Lehen . . ., und ihm wurde der Titel Herzog von Preußen 
und ihm Stand und Sitz nächst dem Könige gegeben. Es hatte Markgraf Georg 
auch für sich und seine zwei Brüder Kasimir und Markgraf Hans an die Fahne 
gegriffen, die der König gegeben hatte, auf daß, so der neue Herzog nicht Erben 
gewönne, sie Erben des Landes Preußen würden 
Als nun der neue Herzog gen Preußen kam, kamen drei polnische Herren mit 
ihm. Da wurde eine Tagfahrt ausgeschrieben; aber der deutschen Herren kam der 
wenigste Teil. Da wurden sie auf einen Morgen alle, Herren, Land und Städte, 
zu Königsberg gefordert und allda alle Verhandlungen, die der neue Herzog von 
seines Ordens wegen in Abwesenheit des Kaisers beim Könige von Ungarn, Erz- 
herzogen Ferdinand, Kurfürsten, Fürsten, bei allen Ständen, des heiligen römischen 
Reiches Räten und bei gemeinem deutschen Adel allenthalben gepflogen hatte, 
durch Schrift angezeigt und zu verstehen gegeben, daß er da keinen Trost, keine 
Hilfe und Rat hätte erlangen können. So wäre der vierjährige Waffenstillstand 
vergeblich vergangen, und das Land Preußen könnte allein keinen Krieg mehr er- 
leiden. Aus solchen Ursachen wäre er gezwungen worden, mit der königlichen 
Krone zu Polen einen Vertrag zu machen. Drei Wege wären ihm vorgeschlagen: 
er sollte den ewigen Frieden beschwören oder alsbald wieder einen Krieg er-
	        
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