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oft fo nahe an uns gemacht, daß wir fie haben von uns jagen müssen, und daS
hat gedauert von 9 Uhr an bis ungefähr 6 Uhr abends. Es lag nämlich in ihrer
Abficht, wir sollten mit ihnen fcharmützeln, bis die anderen ankämen. Wir aber
haben immerfort unferen Abzug fortgefetzt, was die Gäule haben laufen können..
Nachdem Herzog Moritz unser Volk genügend besichtigt hatte, da wir denn nicht
mehr als zehn Fähnlein Knechte, die nicht 3000 Mann stark gewesen, dazu sechs
Fahnen Reiter, die in Wahrheit zudem an Pferden nicht 1000 stark gewesen,
waren, hat er angehoben: „es erbarmt mich der guten Leute." Denn er sah,
es war geschlagenes Volk, und er hat beim Kaiser angefragt, ob er nicht zu
feinem -Vetter schicken sollte. Wenn er sich in des Kaisers Gnade samt dem Kriegs-
Volk ergeben wollte, so wollte er als Vermittler dazu tun, daß er zu Gnaden
sollte angenommen werden. Das hatten ihm seine Räte zum Teil getreulich ge¬
raten. Auf solches hat er des Landgrafen Kanzler, dem Lerfener, einen Trom-
peter zugegeben und sie zu meinem gnädigen Herrn geschickt. Mein gnädiger
Herr hat aber eine kurze Antwort gegeben: „es bedürfe dessen nicht!" Darauf
hat der Kanzler geantwortet, Seine Gnaden sollten sich wohl bedenken, denn es
zögen noch 8000 wohlgerüstete Pferde, ein jegliches nach feiner Nation, in Eile
nach in der Abficht, ihn mit Übermacht anzugreifen; zu dem 67 Fähnlein deutsches
und welsches Fußvolk. Aber mein gnädiger Herr ist bei der vorigen Antwort ge¬
blieben.
So sind sie auch so nahe an uns gekommen, daß der Lersener nicht wieder
von uns wollte. Wie wir aber an das Holz gekommen sind und gehofft haben, es
hat nun keine Not mehr — es war ja auch fast über 6 Uhr abends — da find
die Befehlshaber in Eile ratfchlägig geworden, daß wir den Feinden mit den
Reitern den Kampf bieten wollten, bis das Geschütz und die Knechte durchs Holz
wären. Die Schützen wollten wir bei uns behalten und im Holz hinter den
Reitern ziehen lassen, damit sie die Feinde von uns abhalten konnten. In dem
Augenblick, in dem sich die Reiter wenden, rücken die spanischen Husaren mit
6 Fahnen gegen uns; so setzen gleich 2 Geschwader unbefohlen zu ihnen. Darauf
drücken 2 Geschwader nach und wollten die anderen 2 Geschwader, als die Haupt-
fahne und Hosfahne, auch noch nachdrücken. Die behielt ich aber mit großer
Mühe. Wie sich aber unsere Reiter wieder wenden sollten, so kommt vor den auf-
gelösten Truppen eine Flucht unter die ersten zwei Fahnen, danach die anderen
zwei, und dringen also hart auf die Hauptfahne und in die Knechte, daß fie alle
Ordnung zertrennen. Da war kein Wenden und half keine Ermahnung, kein
Schlagen, wiewohl fie sahen, daß der fromme Kurfürst nicht hinweg konnte, da
die Feinde so hart an ihm waren. Zuletzt bin ich zu meinem gnädigen Herrn
gerückt und habe ihn durch seinen Kämmerer darauf ansprechen lassen: „wenn es
Seiner Gnaden gefällig wäre, fo wollte ich mit den Reitern auf die linke Seite
rennen, damit Seine Gnaden auf der anderen Seite von uns kommen möchte."
Das ließ er sich gefallen. So bin ich von ihm gekommen und habe ihn seitdem
nicht gesehen. Er ist aber auf der linken Backe unter dem Auge bis an den
Mund von einem Hufaren verwundet und von Spaniern gefangen worden. Wir
änderen, die überblieben und davon kamen, find gegen Wittenberg in die Festung
gekommen.