Full text: Deutsche Geschichte bis 1648 (Teil 1)

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halten zu wollen: „Pro Deo amirr et pro Christian poblo et nostro commun 
salvament, d'ist di in avant, in quant Dens savir et podir me dunat, si sal- 
varai eo eist meon fradre Karlo, et in adiudha et in cadhuna cosa, si cum om 
per dreit son fradra salvar dist, in o quid il mi altresi fazet; et ab Ludher 
nul plaid numquam prindrai, qui meon vol eist meon fradre Karle in damno 
sit." Ms Ludwig geendet hatte, gelobte Karl in deutscher Sprache Gleiches mit 
folgenden Worten: „In Godes minna ind in thes Christianes folches ind unser 
bedhero gealtnissi, fon thesemo dage frammordes, so fram so mir Got gewizei 
indi mahd furgibit, so haldih thesan minan bruodher, soso man mit rethu sinan 
bruodher scal, in thiu, thaz er mig sosoma duo; indi mit Ludheren in noh- 
heiniu thing ne gegango, the minan willon imo ce scadhen werdhen." 
Der Eid aber, den beide Völker, jedes in seiner eigenen Sprache leistete, 
lautete in romanischer Sprache so: „Si Lodhuwigs sagrament, quae son fradre 
Karlo jurat, conservat, et Karlus meos sendra de sua part non lo stanit, si 
io returnar non l'int pois, ne io ne neuls, cui eo returnar int pois, in nulla 
aiudha contra Lodhuwig nun Ii iver." 
In deutscher Sprache aber lautet er: „Oba Karl then eid, then er sinemo 
bruodher Ludhuwige gesvor, geleistit, indi Ludhuwig min herro, then er imo 
gesuor, forbrihehit, ob ih inan es irwenden ne mag, noh ih noh thero nohhein, 
then ih es irwenden mag, widhar Karle imo ce follusti ne wirdhit."1) 
*) D,e Rede an das eigene Volk erfolgt in dessen Sprache. Den Eid schwur Ludwia 
der Deutsche m altfranzösischer, sein Bruder Karl der Kahle in althochdeutscher Sprache, 
da die beiderseitigen Gefolge sie sonst.nicht mehr verstanden hätten. Er lautet im Neu- 
hochdeutschen: 
„Aus Liebe zu Gott und um des christlichen Volkes und unser beider Heil willen will 
ich von diesem Tage an fiirderhin, soweit Gott mir Verstand und Macht gibt, diesen als 
meinen Bruder halten, wie man mit Recht seinen Bruder halten soll, unter der Bedingung 
daß er mir desgleichen tue. Und mit Lothar will ich keinen Vergleich eingehen, der nach 
meinem Willen jenem zum Schaden gereicht." 
bedeutet" ^ bie 2Jianncn Karls romanisch, diejenigen Ludwigs althochdeutsch schwuren, 
<. . ,»Eetm Ludwig (Karl) diesen Eid, den er fernem Bruder Karl (Ludwig) geschworen 
hat, halt, und Karl (Ludwig), mein Herr, was er geschworen hat, bricht, so soll, wenn ich 
ihn davon nicht abzubringen vermag, weder ich, noch irgendeiner, den ich daran hindern 
kann, wider Ludwig (Karl) ihm darin Hilfe leisten." 
Die Eide gehören zu den ältesten deutschen und französischen Sprachdenkmälern.
	        
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