Full text: Die Hohenzollern und das deutsche Vaterland (Teil 2)

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Moral war, sagte er: Nun die Moral? Ich sagte die Moral.) Der König: 
Das ist gut; das ist sehr gut! Ich muß Ihn loben. Das habe ich nicht 
gedacht; nein, das ist sehr schön, natürlich, gut und kurz. Wo hat Er so 
schreiben lernen? Es klingt sein; sonst hasse ich die deutsche Sprache. 
— Ich: Das ist ein Unglück für uns, wenn Sie die deutschen Schriften 
hassen. — Der König: Nein, Ihn lobe ich. — Ich: Das Lob eines Kenners 
und Königs ist eine große Belohnung. — Der König: Der König wird 
nicht viel dazu beitragen. — Ich: Ja, wenn der König ein Kenner ist, so 
wird das Lob vollwichtig. — Der König: Wenn ich hier bleibe, so besuche 
Er mich wieder, und stecke Er seine Fabeln zu sich, und lese Er mir 
welche vor. — 
Dieses, gnädiges Fräulein, ist der kurze Auszug eines Gesprächs, das 
beinahe zwei Stunden gedauert hat. So lange ich auf meiner Stube war, 
zitterte ich. Sobald ich auf die Gasse kam, sassete ich mich und ward 
beherzt. Und eben weil ich unbesorgt war, Beifall zu erlangen, habe ich 
ihn erhalten. Gott sei Dank, daß ich's überstanden habe! Läßt er mich 
wieder rufen, so bin ich vor nichts bange als vor der Religion. Aber 
Gott wird mir Mut und Klugheit geben, wenn es die Pflicht befiehlt, die 
Ehre der christlichen Religion auch gegen alle Könige zu bekennen, und, 
wo ich kann, zu retten. Er mag wohl schon wissen, daß ich geistliche Lieder 
gemacht habe; und das ist mir sehr lieb. Wenn er spotten will, so werde 
ich ihm sagen: Sire, diese Lieder werden bei ihren Armeen gesungen und 
gebetet, und die christlichen Gedichte machen gute Bürger und treue Soldaten. 
Wenn er mich fragt, ob ich seine medizinischen Regeln in acht genommen 
hätte, so werde ich ihm antworten, daß mich seine Mittel nicht gesund 
machen würden, so lange ich vier Lazarette um und neben mir hätte. Beten 
Sie, daß er ein Christ wird. 
Eine Nachricht muß ich Ihnen noch melden, die. mich ungemein erfreut 
hat. Meine Schwester in Hainichen hat mir folgendes geschrieben: Unser 
Städtchen ist mit ganz leichter Einquartierung belegt worden, und der 
General Hülsen hat dem Rate sagen lassen, dieses geschähe ans Wohlwollen 
gegen den Herrn Professor Gellert und seine Schriften. Ich bin 2c. 
Gellert. 
49. (52.) Iriedrich der Kroße in feinen Westreöungen um 
die Wohlfahrt seiner Untertanen. 
Aus Erlassen, Instruktionen und Briefen des Königs. In „Ergänzungen zum 
Seminarlesebuch." Berlin 1890. S. 53 ff. 
Des Königs Bemühungen um Besserung der Lage der Bauern siehe S. 336. 
Aus einer Instruktion für den Oberpräsidenten von Domhardt vom 7. Juni 1772. 
Es muß unter den katholischen und evangelischen Untertanen nicht 
der allermindeste Unterschied gemacht werden, sondern selbige müssen bei der 
Kriegs- und Domänen-Kammer ohne Rücksicht auf die Religion auf gleichen 
unparteiischen Fuß schlechterdings gehöret und auf alle Weise behandelt 
werden u. s. w.
	        
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