Object: Lese-, Lehr- und Sprachbuch für die mittlern und obern Klassen der Elementarschulen

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ein ewiges Heulen und Zähnklappen machen, das ist zu viel. 
Was ist's Sonderliches, eines Schatzes Hüter sein? Auch eine 
Maus, ein Rabe und ein Hund kann das. Und was für 
eine große Thorheit ist es, lieber die Seele, als das übel er¬ 
worbene Gut verlieren wollen? 
Herr, mein Gott, neige mein Herz zu deinen Zeugnissen, und nicht 
zum Geiz! (Psalm 119, 30.) 
14. Aberglauben. 
Manche Menschen halten oft etwas für die Ursache von 
einem Dinge, was gar nicht die Ursache davon sein kann; 
oder halten etwas für ein Mittel, wodurch ein gewisser Zweck 
gar nicht zu erreichen ist. Sie schreiben oft natürlichen 
Dingen übernatürliche Wirkungen zu, oder erklären na¬ 
türliche Wirkungen aus übernatürlichen Ursachen. Einen sol¬ 
chen Glauben, der gar keinen vernünftigen Grund hat, nennen 
wir Aberglauben, und Menschen, die ihn haben, nennen wir 
abergläubische Menschen. Wer z. B. glaubt, daß einige Men¬ 
schen sich unsichtbar machen, oder sich in Thiere verwandeln 
könnten, der ist abergläubisch. Der Aberglauben macht oft sehr 
unglücklich; denn wenn solche Menschen ein Unfall trifft, wel¬ 
chen sie übernatürlichen Ursachen zuschreiben, so versäumen sie 
die zweckmäßigen Mittel, und nehmen zu sogenannten Heren 
und Zauberinnen ihre Zuflucht, welche vorgeben, sie hätten 
geheime und übernatürliche Mittel zu Gebote stehen, und die¬ 
sen Aberglauben ihres Vortheils wegen zu unterhalten suchen. 
Ein Kind von 8 Jahren bekam einst Ausschlag über den 
ganzen Körper. Statt daß die Eltern nun hätten mit ei¬ 
nem vernünftigen Arzte sprechen sollen, nahmen sie zu aller¬ 
hand Zaubermitteln ihre Zuflucht, so lange, bis das arme 
Kind mit beiden Augen blind und so für sein ganzes Leben 
unglücklich geworden war. — Ein anderes Kind bekam einen 
Schaden aus heiler Haut, wie man zu sagen pflegt. Die 
Eltern ließen sich von einer alten Frau bereden, die Wunde 
mit einem sogenannten Johannishölzchen (einem Holze, wel¬ 
ches am Johannistage von einem Baume geschnitten ist) zu 
berühren, und glaubten nun, daß dadurch allein, ohne andere 
Mittel, das Kind geheilt werden würde. Indessen wurde die 
Wunde immer schlimmer, und endlich schlug der kalte Brand 
dazu. Als man nun einen Arzt holte, war es zu spät; 
das Kind mußte jämmerlich sterben. — Die Kühe eines 
Landmannes waren einst sämmtlich von einer Krankheit be¬ 
fallen, so daß die Milch derselben sehr mager war, ganz blau 
aussah, und keine Butter geben wollte. Statt nun einen
	        
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