Full text: Die Hohenzollern und das deutsche Vaterland (Teil 2)

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3. die Söhne von Witwen, wenn keine altern nicht im Militärdienste 
befindlichen Brüder vorhanden sind; 
4. jeder, der notorisch der einzige Ernährer seiner ohnehin hilflosen 
Familie ist; 
5. in. unserm Dienst stehende aktive und besoldete Osfizianten und in 
geistlichen Amtern stehende junge Männer. 
Sämtliche Behörden, die es angeht, besonders die Landräte, Magistrate, 
Gutsbesitzer und Schulzengerichte, haben Bei der größten Verantwortlichkeit 
diese Verordnung sogleich in AusüBung zu Bringen. 
Wir wiederholen die Versicherung, daß jeder im Militärdienst Angestellte, 
ohne Unterschied des Standes und Vermögens, nach seinen Fähigkeiten und 
nach seinem Betragen, soBald er einen Monat gedient und sich die Gelegen¬ 
heit dazu ereignet, zum Offizier oder Unteroffizier Befördert werden und 
vorzugsweisen Anspruch auf Versorgung im Zivildienst erhalten soll. 
GegeBen zu Breslau den 9. FeBruar 1813. 
Friedrich Wilhelm. 
81. (80.) Zwei Briefe Weodor Körners an seine Kttern. 
K. Streckfuß: Th. Körners sämtliche Werke. 4 Bde. Berlin 1847. IV. Bd. S. 303 it. 317. 
Wien am 10. März 1813. 
LieBster Vater? Ich schreiBe Dir diesmal in einer Angelegenheit, die, 
wie ich das feste Vertrauen zu Dir haBe, Dich weder Befremden noch er- 
schrecken wird. Neulich fchon gaB ich Dir einen Wink üBer mein VorhaBen, 
das jetzt zur Reife gediehen ist. — Deutschland steht auf; der preußische 
Adler erweckt in allen treuen Herzen durch seine kühnen Flügelschläge die 
große Hoffnung einer deutschen, wenigstens norddeutschen Freiheit. Meine 
Kunst seufzt nach ihrem Vaterlande — laß mich ihr würdiger Jünger sein! 
— Ja, liebster Vater, ich will Soldat werden, will das hier gewonnene 
glückliche und sorgenfreie LeBen mit Freuden hinwerfen, um, sei's auch mit 
meinem Blute, mir ein Vaterland zu erkämpfen. — Nenn's nicht Übermut, 
Leichtsinn, Wildheit! — Vor zwei Jahren hätte ich es so nennen lassen, 
jetzt, da alle Sterne meines Glücks in schöner Milde aus mich niederleuchten, 
jetzt ist es, bei Gott! ein würdiges Gefühl, das mich treibt, jetzt ist es die 
mächtige Überzeugung, daß kein Opfer zu groß sei für das höchste mensch- 
liehe Gut, für seines Volkes Freiheit. Vielleicht sagt Dein bestochenes väter- 
liches Herz: Theodor ist zu größern Zwecken da, er hätte auf einem andern 
Felde Wichtigeres und Bedeutendes leisten können, er ist der Menschheit 
noch ein großes Pfund zu berechnen schuldig. AB er, Vater, meine Meinung 
ist die: Zum Opfertode für die Freiheit und für die Ehre seiner Nation 
ist keiner zu gut, wohl aBer sind viele zu schlecht dazu? — Hat mir Gott 
wirklich etwas mehr als gewöhnlichen Geist eingehaucht, der unter Deiner 
Pflege denken lernte, wo ist der AugenBlick, wo ich ihn mehr geltend machen 
kann? — Eine große Zeit will große Herzen, und ich fühle die Kraft in 
mir, eine Klippe sein zu können in dieser VölkerBrandung, ich muß hinaus 
und dem Wogensturme die mutige Brust entgegendrücken.
	        
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