Full text: Die Hohenzollern und das deutsche Vaterland (Teil 2)

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geschehen, wenn ich nicht wäre hereingekommen. Seine Liebden sollten so 
tun, wie ich tue, und den Ausgang Gott befehlen. Ich habe in vierzehn 
Tagen nicht auf dem Bette gelegen. Möchte der Mühe auch wohl über- 
hoben sein und bei meiner Gemahlin sitzen, wenn ich nicht mehr bedenken 
wollte. 
Ich habe darauf weiter geredet: Weil Eure königliche Majestät zu- 
frieden sind, daß kurfürstliche Durchlaucht sich zum Vermittler mache, so 
müßte doch Seiner kurfürstlichen Durchlaucht wenigstens die Neutralität 
gelassen werden. 
König: Ja so lange, bis ich an seiner Liebden Land komme. Solch 
Ding ist doch nichts als lauter Spreu, die der Wind aufhebt und weg- 
weht. Was ist das doch für ein Ding: Neutralität? Ich verstehe 
es nicht. 
19. (21.) Sit Schlacht Oei Warschau. 1656. 
Samuel Freiherr von Pufendorf: über die Taten Friedrich Wilhelms. Leipzig 
und Berlin 1733. Buch VI, cap. 37 ff. Pufendorf war 1632 geboren, war Professor 
in Heidelberg und Luud und wurde 1686 zum schwedischen Rat und Historiographen 
-ernannt. Seine spätern Lebensjahre verbrachte er in Berlin, wo er 1694 starb. 
Seiner Schilderung der Schlacht bei Warschau lag der eigenhändige Schlachten- 
Bericht des Großen Kurfürsten zu Grunde. 
Am ersten Schlachtentage ordneten die Verbündeten ihr kleines Heer 
#ur Schlacht, rechts standen die Schweden unter ihrem Könige Karl X., 
etwa 9000 Mann stark, links die Brandenburger, 8600 Mann stark, unter 
dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm und den Generalen von Sparr und 
Grafen v. Waldeck. Sie bestanden aus der Blüte der Männer und dem 
Kern der Jugend, und wie die Schweden durch die lange Kriegsarbeit ab- 
gehärtet waren, so hatte dem kurfürstlichen Heere Ruhe und Erholung die 
höchste Kraft und Lebendigkeit gegeben. Beide waren von gleichem Kampfes- 
mute erfüllt, jene, um sich die alten Lorbeeren zu bewahren, diefe, um sich 
neue zu erwerben. Nachdem nun der König Nachricht über die verschanzte 
Ausstellung der Feinde, die fast 40000 Mann zählten, erhalten hatte, rückte 
er bis an ein Dorf in der Nähe Warschaus, und weil ihn von dem Feinde 
noch ein Wald trennte, so schickte er seinen General Wrangel mit 600 
Reitern voraus, um diesen zu besetzen und zugleich das hinter dem Walde 
gelegene Feld auszukundschaften. Der König folgte durch den Wald, und 
als er ihn durchschritten hatte, sah er die Weichsel zur Rechten, den Wald 
Zur Linken und vor sich die Befestigungen der Feinde. Der Raum zum 
Angriff war dadurch so beengt, daß die Verbündeten nur mit einzelnen 
-Heerhaufen kämpfen konnten, doch warfen sie den ausfallenden Feind in 
seine Verschanzungen zurück und stellten sich in Schußweite davon auf, um 
noch nachrückendes Fußvolk zu erwarten. Weil aber das Geschützfeuer zu 
heftig wurde, zogen sich die Schweden etwas an die Weichsel zurück, und 
die Kurfürstlichen besetzten den Platz am Walde, und vor ihnen lagerten 
12 Reiterschwadronen mit 3 Regimentern Fußvolk. 
Beim Grauen des folgenden Tages faßten der König und der Kurfürst 
ben Plan, den Feind nicht innerhalb der Verfchanznngen anzugreifen, sondern 
es erschien ihnen geratener, den linken Flügel des Feindes zu umgehen. 
Httnjt-Rosenbur«, Qutllenlestbuch H. 3. Aufl. 3
	        
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