Full text: Die Hohenzollern und das deutsche Vaterland (Teil 2)

besucher, der Geschäftsreisende, der Kranke, der ins Bad reist, der 
Soldat, der zu den Eltern reist, oder der Schiffer, der aus weiter Ferne 
wieder zurückkehrt in sein kleines Dorf — was könnten die alles 
erzählen! — 
Aber der Vater ist mit den Kindern kaum drüben angekommen, 
so senkt sich die Schranke schon wieder. Und es ist doch noch kein Zug 
zu sehen! Da muß der Bahnwärter die Züge wohl alle im Kopfe 
haben, meinen die Kinder. Aber in seinem Häuschen hängt ja ein 
Fahrplan, der alle Züge genau angibt. Der ist vorher berechnet 
worden wie ein Stundenplan, und nun dürfen die Züge nicht mehr 
fahren, wie sie wollen, sondern sie müssen fahren, wie der Fahrplan 
vorschreibt! Das könnte sonst eine heillose Unordnung abgeben! Und 
die Reisenden? Auch sie müssen sich einen Fahrplan kaufen; denn 
der Zug wartet nicht auf sie. Aber da braust auch schon der Zug an 
ihnen vorbei! Hei, wie der Dampf sie umflutet! Ja, das ist ein 
Güterzug, und der ist furchtbar schwer. Wie das ächzt und stöhnt und 
dröhnt! Steinkohlen, ein Möbelwagen, Petroleumfässer, lange Baum¬ 
stämme — wo kommen die her, und wo wollen die hin? Ja, das ist 
eine lange Geschichte, und die Räder erzählen sie den Schienen, und 
das stöhnt und dröhnt, daß man die eigene Stimme nicht hören kann. 
144. was wir auf einer Zahrt durch den Spree¬ 
wald zu sehen bekommen. Von Jxlius Nsch-Ndorf. 
ir besteigen einen der langen, schmalen und flach 
gebauten Spreewaldkähne./Ein kräftiger Bursche 
steht im hinteren Teile des Fahrzeuges und schiebt 
es durch eine lange Stange geschickt weiter. Schnell 
und lautlos gleitet unser Kahn hin über die blin¬ 
kende Wasserfläche. Wir gleiten an einzelnen, zer¬ 
streutliegenden Bauernhäusern vorüber, die höchst 
schmucklos aus Holz gezimmert und mit Rohr ge¬ 
deckt sind. Die Bewohner sind fast sämtlich auf den Äckern, die in der 
Nähe der Häuser auf besonderen Inseln liegen, tätig. Die Männer 
sind in grobe, graue Leinwand gekleidet. Die Tracht der Frauen ist 
bunt. Sie tragen rot und blau gestreifte Röcke, ein eng anschließendes 
Mieder, weiß aufgeschürzte Hemdärmel. Ein rot und gelb geblümtes 
Kopftuch ist zum Schutze gegen die Sonnenstrahlen um den Kopf ge¬ 
schlungen. Schuhe und Strümpfe trägt im Sommer niemand. 
Unser Kahn trägt uns weiter. Unter uralten, hohen Bäumen 
fahren wir dahin. Mächtige Erlen, Buchen und Eichen stehen am 
14*
	        
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