Full text: Deutsche Geschichte bis 1648 (Teil 1)

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den Reichstag zu halten. Nachdem er in Köln den Rhein überschritten 
hatte, rückte er mit dem ganzen Heere der Franken an den Ursprung der 
Lippe, wo er ein Lager aufschlug und nicht wenige Tage verweilte. Als 
er nach Schluß des Reichstags über den Rhein nach Gallien zurückgezogen 
war, kehrte Widukind, der zu den Normannen sich geflüchtet hatte, wieder 
heim in sein Vaterland und reizte die Sachsen mit eiteln Hoffnungen zum 
Aufruhr. 
Unterdessen wurde dem Könige gemeldet, daß die Slawen, die das 
Land zwischen Elbe und Saale bewohnen, in das Gebiet der ihnen benach¬ 
barten Thüringer und Sachsen eingebrochen waren und mehrere Orte mit 
Raub und Brand verwüstet hatten. Sogleich beschied er drei seiner Beamten 
zu sich, den Kämmerer Adalgis, den Marschall Geilo und den Pfalzgrafen 
Äorad, und befahl ihnen, mit dem Heerbann ber Ostfranken unb Sachsen 
bie Vermessenheit der Slawen möglichst schnell zu bestrafen. Als jene nun, 
um ben ihnen geworbenen Auftrag auszuführen, in bas sächsische Gebiet 
kamen, hörten sie, baß bie Sachsen nach bem Rate Wibukinbs sich zum 
Kriege gegen bie Franken gerüstet hätten. Sie gaben also ben Zug gegen 
bie Slawen auf unb rückten mit ben Ostfranken bahin, wo bie Sachsen sich 
versammelt haben sollten. 
Schon auf sächsischem Boben begegnete ihnen ber Graf Theoborich, ein 
Anverwanbter bes Königs, mit ben Truppen, bie er bei ber Nachricht von 
bem Abfalle ber Sachsen in ber Eile hatte zusammenbringen können. Er 
gab ihnen ben Rat, zuerst burch Kundschafter möglichst rasch in Erfahrung 
zu bringen, wo bie Sachsen seien unb was bei ihnen vorgehe, unb alsbann, 
falls bie Beschaffenheit bes Ortes es zulasse, zu gleicher Zeit sie anzugreifen. 
Dieser Rat fand bei ihnen Beifall, unb sie rückten nun mit jenem vereint 
bis zum Berge Süntel vor, an besten Nordfeite sich die Sachsen gelagert 
hatten. # Nachdem hier ber Graf Theoborich sein Lager aufgeschlagen hatte, 
setzten sie ber Verabrebung gemäß, um so den Berg leichter umgehen zu 
können, über bie Weser unb lagerten sich am Ufer bes Flusses. Hier unter* 
rebeten sie sich, unb ba sie fürchteten, bie Ehre bes Sieges möchte bem 
Theoborich allein zufallen, wenn er in ber Schlacht bei ihnen wäre, be¬ 
schlossen sie, ohne ihn bie Sachsen anzugreifen. Sie nahmen also bie Waffen 
zur Hand unb rückten, als ob sie es nicht mit einem zur Schlacht georbneten 
Feinde zu tun, fonbern als ob sie Fliehenbe zu verfolgen unb Beute zu 
machen hätten, fo schnell, als jeben sein Roß tragen mochte, auf bie Sachsen 
los, bie vor ihrem Lager in Schlachtorbnung stauben. So unüberlegt ber 
Anmarsch war, so übel fiel auch ber Kampf aus. Sobalb bas Treffen 
begann, würben sie von ben Sachsen umringt unb fast bis auf ben letzten 
Mann niedergehauen. Die, welche bavon kamen, flohen nicht in bas eigene 
Lager, von bem sie ausgezogen waren, fonbern in bas Theoborichs, bas 
über bem Berge brübeit lag. Der Verlust ber Franken war noch größer, 
als es ber Zahl nach schien, benn bie beiben Senbboten Abalgis unb 
Geilo, vier Grafen unb viele anbete erlauchte unb vornehme Männer 
waren gefallen. 
Als ber König bie Nachricht von biesem Ereignis erhielt, glaubte er 
teinen^Augenblick zögern zu bürfeit. Eilenbs bot er sein Heer auf unb zog 
nach Sachsen. Hier berief er alle sächsischen Großen vor sich und forschte 
nach den Rädelsführern der letzten Empörung. Da nun alle den Widukind
	        
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