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den Reichstag zu halten. Nachdem er in Köln den Rhein überschritten
hatte, rückte er mit dem ganzen Heere der Franken an den Ursprung der
Lippe, wo er ein Lager aufschlug und nicht wenige Tage verweilte. Als
er nach Schluß des Reichstags über den Rhein nach Gallien zurückgezogen
war, kehrte Widukind, der zu den Normannen sich geflüchtet hatte, wieder
heim in sein Vaterland und reizte die Sachsen mit eiteln Hoffnungen zum
Aufruhr.
Unterdessen wurde dem Könige gemeldet, daß die Slawen, die das
Land zwischen Elbe und Saale bewohnen, in das Gebiet der ihnen benach¬
barten Thüringer und Sachsen eingebrochen waren und mehrere Orte mit
Raub und Brand verwüstet hatten. Sogleich beschied er drei seiner Beamten
zu sich, den Kämmerer Adalgis, den Marschall Geilo und den Pfalzgrafen
Äorad, und befahl ihnen, mit dem Heerbann ber Ostfranken unb Sachsen
bie Vermessenheit der Slawen möglichst schnell zu bestrafen. Als jene nun,
um ben ihnen geworbenen Auftrag auszuführen, in bas sächsische Gebiet
kamen, hörten sie, baß bie Sachsen nach bem Rate Wibukinbs sich zum
Kriege gegen bie Franken gerüstet hätten. Sie gaben also ben Zug gegen
bie Slawen auf unb rückten mit ben Ostfranken bahin, wo bie Sachsen sich
versammelt haben sollten.
Schon auf sächsischem Boben begegnete ihnen ber Graf Theoborich, ein
Anverwanbter bes Königs, mit ben Truppen, bie er bei ber Nachricht von
bem Abfalle ber Sachsen in ber Eile hatte zusammenbringen können. Er
gab ihnen ben Rat, zuerst burch Kundschafter möglichst rasch in Erfahrung
zu bringen, wo bie Sachsen seien unb was bei ihnen vorgehe, unb alsbann,
falls bie Beschaffenheit bes Ortes es zulasse, zu gleicher Zeit sie anzugreifen.
Dieser Rat fand bei ihnen Beifall, unb sie rückten nun mit jenem vereint
bis zum Berge Süntel vor, an besten Nordfeite sich die Sachsen gelagert
hatten. # Nachdem hier ber Graf Theoborich sein Lager aufgeschlagen hatte,
setzten sie ber Verabrebung gemäß, um so den Berg leichter umgehen zu
können, über bie Weser unb lagerten sich am Ufer bes Flusses. Hier unter*
rebeten sie sich, unb ba sie fürchteten, bie Ehre bes Sieges möchte bem
Theoborich allein zufallen, wenn er in ber Schlacht bei ihnen wäre, be¬
schlossen sie, ohne ihn bie Sachsen anzugreifen. Sie nahmen also bie Waffen
zur Hand unb rückten, als ob sie es nicht mit einem zur Schlacht georbneten
Feinde zu tun, fonbern als ob sie Fliehenbe zu verfolgen unb Beute zu
machen hätten, fo schnell, als jeben sein Roß tragen mochte, auf bie Sachsen
los, bie vor ihrem Lager in Schlachtorbnung stauben. So unüberlegt ber
Anmarsch war, so übel fiel auch ber Kampf aus. Sobalb bas Treffen
begann, würben sie von ben Sachsen umringt unb fast bis auf ben letzten
Mann niedergehauen. Die, welche bavon kamen, flohen nicht in bas eigene
Lager, von bem sie ausgezogen waren, fonbern in bas Theoborichs, bas
über bem Berge brübeit lag. Der Verlust ber Franken war noch größer,
als es ber Zahl nach schien, benn bie beiben Senbboten Abalgis unb
Geilo, vier Grafen unb viele anbete erlauchte unb vornehme Männer
waren gefallen.
Als ber König bie Nachricht von biesem Ereignis erhielt, glaubte er
teinen^Augenblick zögern zu bürfeit. Eilenbs bot er sein Heer auf unb zog
nach Sachsen. Hier berief er alle sächsischen Großen vor sich und forschte
nach den Rädelsführern der letzten Empörung. Da nun alle den Widukind