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Luther. Zwar konnte er Luther nicht zum Widerruf bewegen, doch erklärte
dieser, schweigen zu wollen, wenn auch seinen Gegnern Schweigen auferlegt
würde. Auch versprach er, in einem Schreiben an den Papst zu erklären,
wie er zu hitzig und zu scharf gewesen, aber der römischen Kirche nicht
habe zu nahe treten wollen.
Luthers Disputation mit Eck 1519. Aber Luthers Hauptgegner, der
Professor Dr. Johann Eck in Ingolstadt, konnte nicht schweigen. Er
erregte den Streit von neuem, indem er den Gesinnungsgenossen Luthers,
den Wittenberger Professor Karlstadt, zu einer Disputation herausforderte.
Da er in den Thesen, die er vorher veröffentlichte, aber auch zugleich Be-
hauptungen Luthers als falsch und ketzerisch bezeichnete, so glaubte dieser
seine Sache selbst führen zu müssen. So kam es im Jahre 1519 vom isi9
27. Juni an in Leipzig zur Disputation auf der Pleißeuburg, die
der strenggläubige Herzog Georg von Sachsen dazu eingeräumt hatte.
Luther wurde bald in die Disputation, die 17 Tage lang währte, hinein-
gezogen und leugnete darin den göttlichen Ursprung des Papsttums, die
Unfehlbarkeit der Konzilien und bezeichnete die Bibel als die einzige
Quelle des Glaubens. Damit war der Bruch mit der katholischen Kirche
entschieden.
Durch sein freimütiges Auftreten gegen die offenbaren Schäden der
Kirche hatte Luther den Bürgerstand, besonders den der Reichsstädte für
sich gewonnen. Hans Sachs in Nürnberg begrüßte ihn als die „Witten-
bergisch Nachtigall, die den schönen neuen Tag heraufbringt." Ebenso
erklärten sich die Humanisten für ihn. Vor allen hielt der Kurfürst
Friedrich der Weise unbeirrt an Luther fest, auch die Wittenberger Universität
stand treu zu ihrem Mitgliede. Hier gewann er an dem gelehrten und
besonnenen Philipp Melanchthon (geb. 1497) den treueften und be-
deuteudsten Mitarbeiter an seinem Werke. Auch der niedere Adel des
deutschen Reiches, vor allen die Ritter Franz von Sickingen und Ulrich
von Hutten traten auf seine Seite und gelobten, ihn gegen jedermann
zu schützen. Dadurch fühlte sich Luther veranlaßt, dem christlichen Adel
deutscher Nation eine Schrift zu widmen: „Von des christlichen
Standes Besserung." Darin verlangt er eine unabhängige deutsche
Landeskirche und fordert, daß die vielen Kirchenabgaben nicht mehr nach
Rom gegeben, die Wallfahrten nach Rom aufgehoben, keine Bettelklöstei
mehr eingerichtet, die Pfarrherren ehelich werden sollten. Darauf folgte
die kleine Schrift: „Von der Freiheit eines Christenmenschen," in der
er nachwies, daß die Rechtfertigung allein durch den Glauben fromm
und freimacht, und endlich die Anklageschrift: „Von der babylonischen