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zwei Meilen von Memphis sich erhebt, vierzig an der Zahl. Alle werden
überragt von den drei bergähnlichen Pyramiden der genannten Könige. Die
höchste von allen, die Pyramide des Chufu, hat heute noch eine Scheitelhöhe
von 145,50m. Alle Pyramiden steigen auf quadratischer Grundlage, die
genau nach den vier Himmelsgegenden gerichtet ist, in einem terrassenartigen
Stufenbau nach oben und endigen in einer völligen Spitze oder einer platten
Fläche. Die mächtigen Steinblöcke, aus denen die größten Pyramiden auf-
geführt sind, liegen ohne Mörtel aufeinander und werden durch ihre Schwere
zusammengehalten. Die Seiten waren meist mit Granit oder Marmor be-
kleidet. Die Bekleidung ist heute verschwunden, darum kann die höchste
der Pyramiden auf den treppenartig bloßgelegten Steinen ihrer Seiten-
wände bis zum Gipfel erstiegen werden. Alle Pyramiden umschließen eine,
auch wohl zwei Grabkammern, die den Sarkophag des Königs bargen.
Enge, schräg geneigte Gänge führen in die Grabkammer. (Fig. 1.)
Am Fuße des Pyramidenhügels hebt die kolossale Sphinx, das Zeichen
der königlichen Macht und Herrschaft, ihr großartiges Felsenhaupt aus
einem Thale von Flugsand 12 m hoch nach Osten empor. Sie ist ein
Löwenleib mit einem Männerkopf, hält einen kleinen Tempel zwischen den
Vordertatzen und ist aus dem Fels gehauen. Dies größte Wunderwerk
der Bildhauerkunst, das seinesgleichen nirgends hat, soll vom König Chafra
herrühren. Vom Scheitel bis zum Kinn mißt die Sphinx 7,8 m, der Leib
ist beinahe 27 m lang. (Fig. 1.)
Das mittlere Reich und die Hyksos. Nach den Pyramidenkönigen
folgte eine Reihe von Herrschern, unter denen das Reich von Memphis
zerfiel, das Reich von Theben aber, dessen Könige den memphitischen
Herrschern tributpflichtig waren, in die Höhe kam. Die thebanischen Könige
machten sich unabhängig und dehnten ihre Macht auch bald über Unter-
ägypten aus. Durch die Eroberung Nubiens vergrößerten sie ihre Herr-
schast im Süden, und während die Herrscher des alten Reiches ihre Unter-
thanen gezwungen hatten, zur Verherrlichung ihrer Personen riesenhafte
Pyramiden zu erbauen, ließen die Könige von Theben Bauten aufführen,
die der Wohlfahrt des ganzen Volks zu gute kamen. So baute der König
Amenemha III. südwestlich von Memphis den sogenannten See Möns,
em ungeheures Wasserbecken, das durch einen Kanal den Überfluß des
Nilwassers aufnahm und die Ursache der Fruchtbarkeit der Landschaft Fayum
inmitten der libyschen Wüste wurde. In dieser fruchtbaren Landschaft,
die Amenemha durch seine Bewässerungsanstalten der Wüste abgewonnen
hatte, erbaute er auch den wunderbaren Palast mit zahlreichen Höfen und
Hallen, den die Griechen das Labyrinth nannten.
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