Full text: Das Altertum (Teil 1)

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Stadt antasten, das würden sie nicht dulden. Cyrus zog aber nach Ekbatana 
zurück und überließ es seinen Feldherren, die kleinasiatischen Griechen zu 
bezwingen. Eine Stadt nach der andern mußte die Oberhoheit der Perser 
anerkennen und Tribut bezahlen. Im übrigen war aber die persische Herrschaft 
für die Griechen nicht drückend, die Selbstverwaltung der Städte wurde 
nur wenig beschränkt. Zum erstenmal waren die Griechen mit den Persern 
in Berührung gekommen, und es war der Keim zur ersten, so folgen- 
schweren weltgeschichtlichen Verwickelung zwischen Asien und Europa gelegt. 
Als Kleinasien dem Cyrus gehorchte, gedachte er seine Waffen 
gegen Babylon zu wenden, das die Verbindung des Hauptlandes Persien 
mit den neuen Eroberungen im Westen unterbrach. Die Stadt Babylon 
wurde trotz der Stärke und Höhe ihrer Mauern von Cyrus durch 
Abgrabung des durchströmenden Euphrat erobert und der letzte König 
s38Nabonetns mit seiner Familie verbannt. Den Juden gestattete Cyrus, in 
ihre Heimat zurückzukehren und den Tempel wieder aufzubauen. (536) Zu¬ 
gleich mit Babylon waren dessen Vasallenstaaten Syrien, Phönizien, Palästina 
u. s. w. gewonnen; vom Jaxartes bis zur Halbinsel Sinai, vom persischen 
Meerbusen bis zum Hellespout gehorchte die Welt dem neuen Eroberer. 
In blutigen Kämpfen mit den streitbaren Steppenvölkern nördlich 
vom Jaxartes hat Cyrus sein Ende gefunden. Der Sage nach habe Tömyris, 
die Königin der wilden Maffageten, dem gefangenen Cyrus das Haupt ab- 
schlagen, es in ein Gefäß mit Blut tauchen lassen und dabei die Worte ge- 
sprochen: „Nun trinke dich satt, Unersättlicher." In Wirklichkeit ist Cyrus 
infolge schwerer Verwundungen unter den Seinigen gestorben und sein Leich- 
nam in den Königsgräbern zu Pasargadä beigesetzt worden. Noch heute zeigt 
man aus der Stätte des alten Pasargadä als Grabmal des Cyrus (Fig. 10.) 
eine einfache Grabkammer, die sich auf einem massiven, terrassenförmig auf- 
steigenden Unterbau erhebt. Cyrus wurde nach seinem Tode von den Persern 
wie ein Vater verehrt und seine Regierung als milde und weise gepriesen. 
Kambyses 529—522. Kambys^s, der Sohn des Cyrus, war seinem 
Vater sehr unähnlich. In Üppigkeit erzogen, wurde er im Besitze der 
Macht bald ein launenhafter und grausamer Despot, der keine Schranken 
seiner Gewalt anerkennen wollte. Aus Mißtrauen ließ er seinen eigenen 
Bruder Bartja, Smerdis von den Griechen genannt, heimlich töten. 
Im fünften Jahre seiner Herrschaft zog Kambhfes mit einem Heere 
nach Ägypten, dessen Reichtümer schon früher die Habgier asiatischer 
Herrscher gereizt hatten. Er besiegte die Ägypter in gewaltiger Schlacht bei 
Pelüsium (525), belagerte und eroberte die Hauptstadt Memphis und 
nahm hier den König Psämmenit gefangen. In kurzer Zeit war ganz
	        
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