Full text: Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt (Teil 3)

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machte ein Bündnis mit Friedrich und erteilte dem General Tschernitscheff 
Befehl, mit 20000 Russen zu dem Könige zu stoßen. Auch Schweden 
wurde durch Rußland zum Frieden veranlaßt (22. Mai). Jetzt konnte 
Friedrich seine ganze Macht, die er endlich bis auf 100000 Mann gebracht 
hatte, allein gegen die Österreicher wenden. Prinz Heinrich befehligte in 
Sachsen und trieb die Österreicher und Reichstruppen überall zurück; der 
König selbst schickte sich an, mit Hülfe der Russen Schweidnitz zurück- 
zuerobern. Allein der Waffenbund mit den Russen währte nicht lange. 
Nach halbjähriger Regierung wurde Peter vom Throne gestoßen, und seine 
Gemahlin Katharina bemächtigte sich der Herrschaft. Diese löste sogleich 
das preußische Bündnis auf und rief Tschernitscheff ab, hielt aber den 
Friedensschluß aufrecht. Den Österreichern waren diese Vorfälle noch un- 
bekannt geblieben, und es gelang dem König, Tschernitscheff zu bewegen, die 
Nachrichten, die er bekommen hatte, geheim zu halten. Nun war aber kein 
Augenblick zu verlieren, wenn der König die Österreicher aus ihrer Stellung 
vor Schweidnitz werfen wollte. Er umging Schweidnitz mit seinem linken 
Flügel und griff am 21. Juli den Feind in seiner festen Stellung auf 
den Höhen bei Burkersdorf an. Der Kampf war äußerst heftig; denn i?6s 
der König verlangte, daß die Höhen um jeden Preis genommen würden. 
Da auch die Ruffen aus ihrem Lager in die Schlachtordnung einzurücken 
schienen, sah sich Dann nach hartnäckigem Widerstande genötigt, feine 
vorteilhafte Stellung auszugeben und an die böhmische Grenze zurück- 
zuweicheu. Jetzt belagerte Friedrich Schweidnitz, das er aber erst am 
3. Oktober eroberte. 
Zum Glück für Friedrich hatten sich während dieser Zeit sein Bruder 
Heinrich und ber General Seydlitz in Sachsen tüchtig gehalten. Bei 
Freiberg schlugen sie bie Reichstruppen unb Österreicher (29. Oktober), 
unb ber General von Kleist fiel gleich baraus in Böhmen unb Franken 
ein. Er besetzte Bamberg unb Nürnberg, erschreckte ben Reichstag in 
Regensburg unb erhob allenthalben Kontributionen unb Lieferungen. Balb 
beschloß der Reichstag infolge davon völlige Neutralität und löste die 
Reichsarmee ans. 
Auch im Westen war der Krieg zu Ende gegangen. Ferdinand 
von Braunschweig hatte die Franzosen Schritt für Schritt zurück¬ 
getrieben und ihnen am 24. Juni 1762 bei Wilhelmsthal, unweit Kassels, 
eine empfindliche Niederlage beigebracht. Als Ferdinand am 1. November 
Kassel zur Kapitulation gezwungen hatte, war der Krieg im Westen be- 
endigt, und die Franzosen schloffen nun mit England am 3. November 
den Frieden zu Fontainebleau. Das Bundesheer im englischen Solde 
Heinze, Die Geschichte. HI. 7
	        
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