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machte ein Bündnis mit Friedrich und erteilte dem General Tschernitscheff
Befehl, mit 20000 Russen zu dem Könige zu stoßen. Auch Schweden
wurde durch Rußland zum Frieden veranlaßt (22. Mai). Jetzt konnte
Friedrich seine ganze Macht, die er endlich bis auf 100000 Mann gebracht
hatte, allein gegen die Österreicher wenden. Prinz Heinrich befehligte in
Sachsen und trieb die Österreicher und Reichstruppen überall zurück; der
König selbst schickte sich an, mit Hülfe der Russen Schweidnitz zurück-
zuerobern. Allein der Waffenbund mit den Russen währte nicht lange.
Nach halbjähriger Regierung wurde Peter vom Throne gestoßen, und seine
Gemahlin Katharina bemächtigte sich der Herrschaft. Diese löste sogleich
das preußische Bündnis auf und rief Tschernitscheff ab, hielt aber den
Friedensschluß aufrecht. Den Österreichern waren diese Vorfälle noch un-
bekannt geblieben, und es gelang dem König, Tschernitscheff zu bewegen, die
Nachrichten, die er bekommen hatte, geheim zu halten. Nun war aber kein
Augenblick zu verlieren, wenn der König die Österreicher aus ihrer Stellung
vor Schweidnitz werfen wollte. Er umging Schweidnitz mit seinem linken
Flügel und griff am 21. Juli den Feind in seiner festen Stellung auf
den Höhen bei Burkersdorf an. Der Kampf war äußerst heftig; denn i?6s
der König verlangte, daß die Höhen um jeden Preis genommen würden.
Da auch die Ruffen aus ihrem Lager in die Schlachtordnung einzurücken
schienen, sah sich Dann nach hartnäckigem Widerstande genötigt, feine
vorteilhafte Stellung auszugeben und an die böhmische Grenze zurück-
zuweicheu. Jetzt belagerte Friedrich Schweidnitz, das er aber erst am
3. Oktober eroberte.
Zum Glück für Friedrich hatten sich während dieser Zeit sein Bruder
Heinrich und ber General Seydlitz in Sachsen tüchtig gehalten. Bei
Freiberg schlugen sie bie Reichstruppen unb Österreicher (29. Oktober),
unb ber General von Kleist fiel gleich baraus in Böhmen unb Franken
ein. Er besetzte Bamberg unb Nürnberg, erschreckte ben Reichstag in
Regensburg unb erhob allenthalben Kontributionen unb Lieferungen. Balb
beschloß der Reichstag infolge davon völlige Neutralität und löste die
Reichsarmee ans.
Auch im Westen war der Krieg zu Ende gegangen. Ferdinand
von Braunschweig hatte die Franzosen Schritt für Schritt zurück¬
getrieben und ihnen am 24. Juni 1762 bei Wilhelmsthal, unweit Kassels,
eine empfindliche Niederlage beigebracht. Als Ferdinand am 1. November
Kassel zur Kapitulation gezwungen hatte, war der Krieg im Westen be-
endigt, und die Franzosen schloffen nun mit England am 3. November
den Frieden zu Fontainebleau. Das Bundesheer im englischen Solde
Heinze, Die Geschichte. HI. 7