II. Von der Auflösung des römisch-deutschen 
Reiches bis zur Ausrichtung des neuen 
Deutschen Reiches. Deutschlands Ringen nach 
seiner politischen Wiedergeburt. 1806—1871. 
A. Deutschlands Schmach und Schande und die 
Befreiungskriege. 1806—1815. 
1. Friedrich Wilhelm II. und Friedrich Wilhelm III. von Preußen. 
Preußens Erniedrigung. 
a) Friedrich Wilhelm II. 1786-1797. 
Er ist am 25. September 1743 geboren als Sohn des Prinzen 
August Wilhelm, des Bruders von König Friedrich. Nach dem Tode seines 
Vaters (S. 89) war er durch Verleihung des Titels „Prinz von Preußen" 
von seinem Oheim als Thronfolger bestimmt worden. Er erwarb sich 
mannigfache Kenntnisse, war milde, gutmütig und regsamen Geistes und 
von großem, stattlichen Körperbau. Aber seine guten Eigenschaften wurden 
verdunkelt durch schwankendes Wesen und einen Hang zum Wunderbaren. 
Ihm fehlte der unermüdliche Eifer, überall selber zu sehen, zu loben und 
auch zu strafen, ihm fehlte jene weise Sparsamkeit, die auch mit geringen 
Mitteln hauszuhalten und sie zu verwerten weiß. Von Günstlingen und 
Frauen ließ er sich leicht beherrschen. Sein Oheim hatte sich deshalb immer 
fern von ihm gehalten, erst in den letzten Jahren hatte er ihn in die 
Regierungsgeschäfte eingeweiht. 
Regierungsanfang. Die Liebe des Volkes erwarb er sich gleich anfangs, 
weil er die Regie und das Tabaks- und Kaffeemonopol abschaffte und die 
verhaßten französischen Beamten entließ. Zur Beaufsichtigung aller Unter- 
richts- und Erziehungsanstalten errichtete er 1787 ein Ober-Schnl- 
Kollegium; der Minister Zedlitz wurde Vorstand dieser Behörde. Die 
durch die „Aufklärung" hervorgerufene „Vernunftreligion" hatte auch beim 
Volke Eingang gefunden und nicht nur Gleichgültigkeit gegen alles Kirchliche