Full text: Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt (Teil 3)

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Könige Friedrich Wilhelm III. arglistig die Bildung eines norddeutschen 
Bundes nach dem Muster des rheinischen vor, wirkte aber in der Sülle 
bei den kleinen Fürsten gegen den Anschluß an Preußen, ja er bot sogar 
Hannover England wieder an. 
Nun entschloß sich Friedrich Wilhelm III., zu den Waffen 
zu greifen. Er ließ unter dem Jubel seines Volkes und Heeres anfangs 
August 1806 sein Heer mobil machen und ernannte zum Oberfeldherrn 
den 71jährigen Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig, 
der noch immer trotz seiner Unfälle im ersten Koalitionskriege für einen 
Feldherrn ersten Ranges galt. Preußen hatte nur Sachsen und Weimar 
zu Bundesgenossen und erwartete die Hülfe Rußlands. Das preußische 
Heer (etwa 90000 Mann) sammelte sich in Thüringen, als Napoleon mit 
mehr als 200000 Mann vom Main her heranrückte. Am 10. Oktober 
wurden preußische Vortruppen unter dem ritterlichen Prinzen Louis 
Ferdinand, der im Gefecht fiel, bei Saalfeld zurückgeworfen, und schon 
1806 am 14. Oktober fiel die Entscheidung: das preußische Heer erlitt in der 
Doppelschlacht bei Jena (Napoleon gegen Hohenlohe) und Auerstädt^) 
(Davoust gegen Braunschweig) eine vernichtende Niederlage. Der Ober- 
feldherr der Preußen empfing in der Schlacht die Todeswunde. Die 
Trümmer des geschlagenen Heeres flohen der Elbe zu. Nun folgte auf 
die frohe Siegesgewißheit, mit der Preußen sich in den Kampf eingelassen 
hatte, eine in gleichem Maße übertriebene Verzweiflung. Die wichtigsten 
Festungen, zum Teil in gutem Verteidigungszustande und mit Waffen 
und Munition reichlich versehen, um eine lange Belagerung aushalten zu 
können, ergaben sich ohne Schwertstreich den französischen Truppen, so 
Erfurt (16. Oktober), Spandau (25. Oktober), Stettin (30. Oktober), 
Küstrin (1. November), Magdeburg mit einer 24000 Mann starken 
Besatzung (und 19 Generalen, die zusammen 1300 Jahre zählten) am 
8. November. Nur die Festungen Breslau, Brieg, Schweidnitz und 
Neiße hielten eine längere Belagerung aus, und Koset (Oberst Neu¬ 
mann), Glatz, Silberberg, Kolberg, (Nettelbeck, Lieutenant von Schill, 
Gneisenau),^) Graudenz (Courbiere) verteidigten sich so tapfer, daß sie dem 
Feinde nicht in die Hände fielen. Unmittelbar nach der Niederlage bei 
Jena und Auerstädt mußten auch einzelne Abteilungen des geschlagenen 
Heeres, von den Franzosen verfolgt, kapitulieren, so Hohenlohe mit 
10000 Mann bei Prenzlau (28. Oktober). Ehrenwerter zeigte sich der 
x) Freiherr von Ledebur: Aus den Tagen der Schlacht bei Jena und Auerstädt. 
— Zwei Schreiben Scharnhorsts. 
2) Joachim Nettelbeck: Die Belagerung von Kolberg.
	        
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