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Könige Friedrich Wilhelm III. arglistig die Bildung eines norddeutschen
Bundes nach dem Muster des rheinischen vor, wirkte aber in der Sülle
bei den kleinen Fürsten gegen den Anschluß an Preußen, ja er bot sogar
Hannover England wieder an.
Nun entschloß sich Friedrich Wilhelm III., zu den Waffen
zu greifen. Er ließ unter dem Jubel seines Volkes und Heeres anfangs
August 1806 sein Heer mobil machen und ernannte zum Oberfeldherrn
den 71jährigen Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig,
der noch immer trotz seiner Unfälle im ersten Koalitionskriege für einen
Feldherrn ersten Ranges galt. Preußen hatte nur Sachsen und Weimar
zu Bundesgenossen und erwartete die Hülfe Rußlands. Das preußische
Heer (etwa 90000 Mann) sammelte sich in Thüringen, als Napoleon mit
mehr als 200000 Mann vom Main her heranrückte. Am 10. Oktober
wurden preußische Vortruppen unter dem ritterlichen Prinzen Louis
Ferdinand, der im Gefecht fiel, bei Saalfeld zurückgeworfen, und schon
1806 am 14. Oktober fiel die Entscheidung: das preußische Heer erlitt in der
Doppelschlacht bei Jena (Napoleon gegen Hohenlohe) und Auerstädt^)
(Davoust gegen Braunschweig) eine vernichtende Niederlage. Der Ober-
feldherr der Preußen empfing in der Schlacht die Todeswunde. Die
Trümmer des geschlagenen Heeres flohen der Elbe zu. Nun folgte auf
die frohe Siegesgewißheit, mit der Preußen sich in den Kampf eingelassen
hatte, eine in gleichem Maße übertriebene Verzweiflung. Die wichtigsten
Festungen, zum Teil in gutem Verteidigungszustande und mit Waffen
und Munition reichlich versehen, um eine lange Belagerung aushalten zu
können, ergaben sich ohne Schwertstreich den französischen Truppen, so
Erfurt (16. Oktober), Spandau (25. Oktober), Stettin (30. Oktober),
Küstrin (1. November), Magdeburg mit einer 24000 Mann starken
Besatzung (und 19 Generalen, die zusammen 1300 Jahre zählten) am
8. November. Nur die Festungen Breslau, Brieg, Schweidnitz und
Neiße hielten eine längere Belagerung aus, und Koset (Oberst Neu¬
mann), Glatz, Silberberg, Kolberg, (Nettelbeck, Lieutenant von Schill,
Gneisenau),^) Graudenz (Courbiere) verteidigten sich so tapfer, daß sie dem
Feinde nicht in die Hände fielen. Unmittelbar nach der Niederlage bei
Jena und Auerstädt mußten auch einzelne Abteilungen des geschlagenen
Heeres, von den Franzosen verfolgt, kapitulieren, so Hohenlohe mit
10000 Mann bei Prenzlau (28. Oktober). Ehrenwerter zeigte sich der
x) Freiherr von Ledebur: Aus den Tagen der Schlacht bei Jena und Auerstädt.
— Zwei Schreiben Scharnhorsts.
2) Joachim Nettelbeck: Die Belagerung von Kolberg.