Full text: Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt (Teil 3)

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1733) seine Maitresse, die Frau von Grävenitz, die nur durch ihre 
Laster sich auszeichnete. Sie verkaufte die hohen Beamtenstellen an un- 
würdige Leute und vertrieb die verdienten Männer. Die Jagdlust und der 
große Wildstand brachten dem ganzen Lande bedeutenden Schaden; rück- 
sichtslos wurden die Felder des Landmanns verwüstet. Tausende der 
Unterthanen entzogen sich durch Auswanderung nach Amerika der ein- 
heimischen Not. Unter seinem Nachfolger Karl Alexander wurden die 
Bedrückungen von dem Hofjuden Süß Oppenheimer auf die unverschämteste 
Art fortgesetzt. Die Regierung Karl Eugens (1744—93) steigerte das 
Elend des Landes auf eine entsetzliche Höhe. Durch Steuer, Ämterverkauf 
und verderbliche Finanzkünste wurde das Volk zur Verzweiflung gebracht. 
Erst später schränkte der Herzog seinen Aufwand ein und verwandte das 
Geld für nützliche Anstalten. Er gründete auch die von Schiller besuchte 
Karlsschule. — Die geistlichen Fürsten suchten es an Prunk, Verschwen- 
dung und Leichtfertigkeit den weltlichen Höfen gleich zu thuu. 
In dieser schweren Zeit der fürstlichen Willkür hatte der Bürger- 
und Bauernstand nur zu zahlen und zu dulden, zu größerem Wohlstande 
konnte er nicht gelangen. Das Vaterlandsgefühl, die Teilnahme an dem 
Gesamtwohl des Reiches erlosch, ja selbst das Interesse am Gemeinwesen 
erlahmte, da in den meisten Städten an die Stelle der Magistrate Beamte 
des Landesherren getreten waren. Wo, wie in den freien Reichsstädten 
die Magistrate geblieben waren, verfolgten deren Mitglieder ihre eigen- 
nützigen Zwecke zum Schaden der Bürger, die wenig oder gar nicht um 
ihre Meinung befragt wurden. So versank das Volk in ein geistloses 
Stillleben; auf dem Landmann lastete noch der feudale Druck, und in 
den Städten griff ein engherziges, kurzsichtiges Spießbürgertum Platz. 
Religiöse Verhältnisse. Die Stellung der religiösen Parteien hatte 
sich seit dem westfälischen Frieden nicht wesentlich, oder nur zum Nachteil 
des Protestantismus geändert. Einige früher protestantische Länder waren 
wie die Rheinpfalz unter katholische Regenten gekommen, und katholische 
Regierungen in katholischen Ländern machten sich hier und da durch 
fanatische Verfolgungen der Protestanten bemerkbar. So geschah es im 
Erzbistum Salzburg, als der Freiherr von Firmian den bischöflichen 
Stuhl bestiegen hatte. Er rief die Jesuiten ins Land und ließ es zu, 
daß seine lutherischen Unterthanen grausam verfolgt wurden. Diese sollten 
keine religiösen Zusammenkünfte halten und kein lutherisches Buch, nament- 
lich nicht die Bibel besitzen oder gar lesen. Aber die Lutheraner ließen 
nicht von ihren Meinungen und Bräuchen, sie schworen, bei der Augs- 
burgischen Konfession zu verharren und einander mit Rat und That bei-
	        
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