Full text: Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt (Teil 3)

— 75 — 
Soldaten, einen guten Haushalter und einen gläubigen Christen 
zu machen. In derselben schärfte er den Lehrern ein, den Prinzen vor 
Schmeichlern zu bewahren; denn „Fritz darf beileibe nicht hoffärtig werden". 
Vor allem sollten sie ihm aber einprägen, „daß nichts in der Welt einem 
Prinzen mehr Ruhm und Ehre zu geben vermag als der Degen, und daß 
er vor der Welt ein verachteter Mensch sein würde, wenn er solchen nicht 
gleichfalls liebte und die einzige Glorie in demselben suchte." Ferner hieß 
es in der Instruktion: „Insonderheit muß meinem Sohne eine rechte Liebe 
und Furcht vor Gott, als das Fundament und die einzige Grundsäule 
aller zeitlichen und ewigen Wohlfahrt, beigebracht, hingegen aber alle 
schädlichen Irrungen und Sekten als ein Gift gemieden und davon in 
seiner Gegenwart lieber gar nicht gesprochen werden." Die Vorschriften 
des Vaters wurden streng befolgt; im Religionsunterricht wurde aber 
darin gefehlt, daß die religiösen Übungen zu viel Äußerliches und Ab- 
stoßendes enthielten, und im eigentlichen Unterrichte das Auswendiglernen 
zu sehr in den Vordergrund trat. Wurde doch sogar das Auswendiglernen 
von Bibelsprüchen und Gesangbuchsversen als Strasmittel angewandt. 
Jede tiefere Anregung fehlte, von der Kraft und Herrlichkeit der Schrift 
bekam Friedrich wenig zu spüren. Da ist es nicht zu verwundern, wenn 
der lebhaft denkende Prinz durch den Religionsunterricht nicht befriedigt, 
sondern zurückgestoßen wurde. Mit der militärischen Ausbildung 
wurde es sehr ernst genommen. Zur Übung des Prinzen im Waffendienste 
wurde schon 1717 eine Kadetten-Kompagnie errichtet, und im zwölften 
Jahre war Friedrich im militärischen Dienste schon so sicher, daß er dem 
zum Besuch am Hofe weilenden Könige von England seine Kadetten zur 
größten Zufriedenheit vorführen konnte. 
Entfremdung zwischen Vater und Sohn. Mit zunehmendem Alter 
zeigte Friedrich mehr und mehr außerordentliche Fähigkeiten des Geistes, 
und zugleich entwickelte sich in ihm eine große Neigung zu Wissen- 
schast und Kunst, die ihn keinen Geschmack mehr am Soldatenwesen 
finden ließ; auch die Jagd und die Unterhaltung im Tabakskollegium 
fesselten den Kronprinzen nicht. Seine liebste Erholung fand er außer 
bei den Büchern in der Musik. Bald trat deswegen ein schroffer Gegen- 
satz zwischen Vater und Sohn hervor. Es verdroß den König, daß 
Friedrich sich lau gegen den Religionsunterricht verhielt, noch mehr aber, 
daß er die militärischen Übungen nicht mehr mit Lust und Liebe trieb. 
Das war dem Vater ein Ärgernis, und oft sagte er: „Fritz ist ein Quer- 
Pfeifer und Poet, er macht sich nichts aus den Soldaten und wird mir 
meine ganze Arbeit verderben." Mit Kummer bemerkte der Vater, wie
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.