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Soldaten, einen guten Haushalter und einen gläubigen Christen
zu machen. In derselben schärfte er den Lehrern ein, den Prinzen vor
Schmeichlern zu bewahren; denn „Fritz darf beileibe nicht hoffärtig werden".
Vor allem sollten sie ihm aber einprägen, „daß nichts in der Welt einem
Prinzen mehr Ruhm und Ehre zu geben vermag als der Degen, und daß
er vor der Welt ein verachteter Mensch sein würde, wenn er solchen nicht
gleichfalls liebte und die einzige Glorie in demselben suchte." Ferner hieß
es in der Instruktion: „Insonderheit muß meinem Sohne eine rechte Liebe
und Furcht vor Gott, als das Fundament und die einzige Grundsäule
aller zeitlichen und ewigen Wohlfahrt, beigebracht, hingegen aber alle
schädlichen Irrungen und Sekten als ein Gift gemieden und davon in
seiner Gegenwart lieber gar nicht gesprochen werden." Die Vorschriften
des Vaters wurden streng befolgt; im Religionsunterricht wurde aber
darin gefehlt, daß die religiösen Übungen zu viel Äußerliches und Ab-
stoßendes enthielten, und im eigentlichen Unterrichte das Auswendiglernen
zu sehr in den Vordergrund trat. Wurde doch sogar das Auswendiglernen
von Bibelsprüchen und Gesangbuchsversen als Strasmittel angewandt.
Jede tiefere Anregung fehlte, von der Kraft und Herrlichkeit der Schrift
bekam Friedrich wenig zu spüren. Da ist es nicht zu verwundern, wenn
der lebhaft denkende Prinz durch den Religionsunterricht nicht befriedigt,
sondern zurückgestoßen wurde. Mit der militärischen Ausbildung
wurde es sehr ernst genommen. Zur Übung des Prinzen im Waffendienste
wurde schon 1717 eine Kadetten-Kompagnie errichtet, und im zwölften
Jahre war Friedrich im militärischen Dienste schon so sicher, daß er dem
zum Besuch am Hofe weilenden Könige von England seine Kadetten zur
größten Zufriedenheit vorführen konnte.
Entfremdung zwischen Vater und Sohn. Mit zunehmendem Alter
zeigte Friedrich mehr und mehr außerordentliche Fähigkeiten des Geistes,
und zugleich entwickelte sich in ihm eine große Neigung zu Wissen-
schast und Kunst, die ihn keinen Geschmack mehr am Soldatenwesen
finden ließ; auch die Jagd und die Unterhaltung im Tabakskollegium
fesselten den Kronprinzen nicht. Seine liebste Erholung fand er außer
bei den Büchern in der Musik. Bald trat deswegen ein schroffer Gegen-
satz zwischen Vater und Sohn hervor. Es verdroß den König, daß
Friedrich sich lau gegen den Religionsunterricht verhielt, noch mehr aber,
daß er die militärischen Übungen nicht mehr mit Lust und Liebe trieb.
Das war dem Vater ein Ärgernis, und oft sagte er: „Fritz ist ein Quer-
Pfeifer und Poet, er macht sich nichts aus den Soldaten und wird mir
meine ganze Arbeit verderben." Mit Kummer bemerkte der Vater, wie