Geistige Kultur der Reformaiionszeit. 217
einen schlanken Obelisken abgeschlossen. Wenn das Dach nach der Straße
ZU abfällt, wird seine Fläche durch einen ober mehrere vorgesetzte Zwerch¬
giebel (Giebelerker) verbeckt. Die Spitze des Giebels trägt nicht selten
die dem Stil eigentümliche Muschel oder ist mit einem kleinen durch¬
brochenen Giebeldach verziert.
Besondere Sorgfalt ist vielenorts auf die Ausgestaltung der Por-
t a I e gelegt worden. Die Pfosten weisen reiche Ornamente auf. Über
dem kräftig ausgebauten Gesimse ist ein Aufbau mit wappenähnlichen
Darftellungen oder der Muschel oder anderen Verzierungen. Zuweilen
find den Pfosten Säulen und Pilaster mit geschmücktem Kapitell vor¬
gestellt. Auch die in der Regel rundbogige Türfüllung zeigt diese der
Renaissance eigentümlichen Formen.
Viele Raufmannshäufer und Schlösser haben an den
Wanden, welche den Hof begrenzen, reich ausgestattete Hallen und
Laubengange. Das Rathaus zu Köln und andere öffentliche Gebäude
sind mit einer schönen Vorhalle ausgestattet. Die freiliegenden Wände
besonders die Vorderwand vieler Häuser in Südwestdeutschland sind mit
Gemälden geschmückt, so der Fuggerhos in Augsburg, der auch einen
herrlichen Hallenhof hat. Die Innenausstattung folgt im allge¬
meinen denselben Regeln wie der Aufzenbau. Holztäfelung der Decken
und Wände und reiche Holzschnitzerei waren beliebte Kunstmittel. Solch
herrlichen Wandschmuck bewundern wir im Friedenssaale des Nathan fe*
zu Münster, der aus dem Ende des 16. Jahrhunderts stammt
Die Renaissance nahm in Deutschland ihren Ausgang von Sachsen
unb Schlesien. Als ältestes Bauwerk in ihren Formen gilt ein Portal
im Dom zu Breslau (1517). Ein Prachtstück der deutschen Renaissance
ist die Fassade des Piastenschlosses zu Brieg. Bald entwickelte sich der
neue Stil in Mittel- und Süddeutschland, wo er zur höchsten
Blüte gelangte; erst am Ende des 16. Jahrhunderts nahm er auch
von den niederdeutschen Landen Besitz. Am günstigsten für feine
Entfaltung war der Hausteinbau; doch hat die Renaissance auch in
Gegenden des Backstein- und Holzfachwerkbaus mancher Stadt ihr Ge¬
präge aufgedrückt. So sind Hildesheim und Frankfurt a. M reich an
Gebäuden der letzten Art. Prächtige Renaissancebauten erfreuen das
Auge in Dürnberg. Nicht immer ist der Stil an diesen Bauwerken völlig
rem besonders oft ist er, wie an dem Pellerhause in Nürnberg dem
gotischen angepatzt. Gewiffermafzen eine Geschichte des Renaissancestils
m Deutschland stellen die Ruinen des herrlichen Schlo ses i u
Heidelberg bar. Der Ott-Heinrichsbau besselben gehört ber Hoch-
stammt ^ mä^reni) ber Friedrichsbau aus späterer Zeit (nach 1600)
b) Die Malerei wurde an den glänzenden Fürstenhöfen Italien*
gepflegt unb entwickelte sich in der Iomb ar d if ch en , florentini*
I or1 errst m^u venetianischen Schule zu einer Höhe
ber Auffassung und Schönheit der Darstellung, welche sie f p äter nicht
J+'isim err.eui)M"i 1. Seonarbo da Vinci aus Florenz
T 1519) an den Hof nach Mailand berufen, wurde der Gründer der
lombardischen Schule. Sein berühmtes Abendmahl ist durch