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Bilder aus der Geschichte der Griechen und Römer.
meinen Lanzenträgern Männer, die es mit drei Hellenen zugleich auf—
nehmen, und weil du diese nicht kennst, schwatzest du so viel närrisches
Zeug.“
Darauf spricht Demaratus: „Herr, ich wußte es gleich, daß es dir
nicht lieb sein würde, was ich zu sagen hätte. Weil du mich aber
zwangst, dir die lauterste Wahrheit zu verkünden, so berichtete ich, wie
es mit den Spartern steht. Und doch weißt du selbst am besten, welche
Liebe ich denen entgegentrage, die mir Ehre und Würden, dazu mein
väterliches Erbe genommen und mich zum unstäten Flüchtling gemacht
haben, während dein Vater mich aufgenommen, mir Lebensunterhalt und
ein Haus gegeben hat. Es ist also nicht anzunehmen, daß ein ver—
ständiger Mann, gegen so viel erzeigtes Wohlwollen undankbar, seinen
Wohlthäter belüge. Ich vermesse mich auch nicht, weder gegen zehn
noch gegen zwei Männer zu kämpfen, ja aus freien Stücken möchte ich
nicht einmal mit einem streiten. Wenn es aber not ist oder ein großer
Preis darauf steht, so möchte ich am liebsten mit einem von den Maͤn—
nern kämpfen, deren jeder, wie du sagst, drei Hellenen auf sich nimmt.
So sind auch die Lacedämonier, wenn man es mit einem zu thun hat,
nicht besser oder schlechter als irgend ein anderes Volk, zusammen aber
sind sie die tapfersten von allen. Denn sie sind zwar frei, aber nicht
in allen Dingen; einen Herrn haben sie über sich, das Gesetz, und den
Herrn fürchten sie noch viel mehr als die Deinigen dich. Sie thun
stets, was ihnen das Gesetz gebietet; es gebietet ihnen aber, vor keiner
Heeresmacht aus der Schlacht zu fliehen, sondern in ihrer Ordnung zu
bleiben und zu siegen oder zu sterben. Wenn dir das aber thörichtes
Geschwätz zu sein scheint, so will ich in Zukunft lieber darüber schweigen;
jetzt habe ich nur gezwungen davon gesprochen. Doch dir geschehe nach
deinem Wunsche, o König!“
Also antwortete er. Xerxes aber fing an zu lachen und war gar
nicht zornig auf ihn, sondern entließ ihn gnädig.
52. Jeræes vor Thermopylãä.
Aus Fr. Lange, Geschichten aus dem Herodot.
Die Hellenen in Thermopylä fürchteten sich, als der Perser dem
Passe sich näherte, und hielten Rat über den Rückzug. Leonidas machte
indes den Vorschlag, an dem Platze zu bleiben, aber Eilboten in die
Städte zu senden und um Verstärkung zu bitten, da sie zu schwach
wären, das Mederheer abzuwehren.
Während sie so Rat hielten, schickte Xerxes einen Späher zu Pferde
ab, um zu sehen, wie stark sie seien und was sie vornähmen. Denn
er hatte schon in Thessalien gehört, daß sich hier ein kleines Heer