Full text: Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (Bd. 4)

Das römische Reich und die Germanen. 
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er sich nur mit Mühe der feindlichen Angriffe, während der durch den 
Regen aufgeweichte Boden den Marsch erschwerte; doch gelang es ihm 
noch, nach Beendigung des Tagemarsches ein Lager aufzuschlagen. Am 
dritten Tage endlich erlag der grötzte Teil des Heeres dem Ansturm der 
Germanen; Varus selbst, verwundet und an einem glücklichen Ausgange 
verzweifelnd, stürzte sich in sein Schwert; nur ein Teil der Reiterei 
rettete sich an den Rhein. Schrecklich war die Rache der Sieger an den 
Gefangenen; die Offiziere wurden in heiligen Hainen an den Altären 
der Götter geopfert, die römischen Richter und Sachwalter unter schreck- 
liehen Martern getötet. Der Ort der Varusschlacht ist unbekannt. 
Erotz war die Trauer des Augustus über die schwere Niederlage. 
Der Plan der Eroberung der rechtsrheinischen Gebiete 
wurde aufgegeben; so war diesen eine selbständige nationale Ent- 
Wicklung durch die Besreiungsschlacht gesichert. 
c) Die Feldzüge des Germanicus (14—16 n. Chr.). Im Artfange § 
der Regierung des zweiten römischen Kaisers Tiberius erneuerte 
Drusus' tapferer Sohn die Eroberungskriege gegen die Ger- 
manen. Wegen dieser Kämpfe erhielt er gleich seinem Vater den Ehren- 
namen Germanicus. Auf feinem zweiten Feldzuge brachte er eine 
Heeresabteilung zu Schiff durch die Nordsee und die Ems in das Innere 
Deutschlands, während die zweite Abteilung die Lippe aufwärts zog 
und sich mit ihm an der mittleren Ems vereinigte. Germanicus ver- 
wüstete das Land der Brukterer und suchte dann die Gegend der Nieder- 
läge des Varus auf, wo er die Gebeine der erschlagenen Römer be- 
stattete. Auf dem wieder getrennt vor sich gehenden Rückzüge wurde 
die Heeresabteilung, die nach dem Rhein marschierte, von Arminius 
bedrängt und hatte große Verluste. 
Auch im nächsten Jahre (16) benutzte Germanicus den Seeweg 
zur Eröffnung seines Feldzuges und drang dann von der Ems bis zur 
Weser vor. Bei I d i s i a v i s o am rechten Ufer des Flusses besiegte 
er die Cherusker unter Arminius in offener Schlacht, vermochte aber 
auch diesmal keine dauernden Erfolge zu erringen. 
Daher gab Tiberius die Eroberungspolitik preis und berief Ger- 
manicus ab. Dieser feierte in Rom einen Triumph, bei dem er die 
Kriegsgefangene Gattin des Arminius, Thusnelda (die Tochter von 
dessen Gegner Segestes), und ihren kleinen Sohn vor seinem Triumph- 
wagen einherführte. Aber das rechtsrheinische Germanien blieb un- 
abhängig. 
d) Armin und Marbod. Während der Freiheitskämpfe im nord- 
westlichen Germanien begründete bei den Markomannen in Böh-
	        
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