122 Das deutsche Reich bis zum Ende des Interregnums.
Vaterlande. Der vorzüglichste Vertreter des Minnegesanges ist
der ebenso sinnige wie männlich kräftige Walter^von der
Vogelroeide.
2. Künste. Die Baukunst betätigte sich bis tief ins Mittel-
alter fast ausschließlich im Kirchenbau. Die ältesten christlichen
Kirchen haben den Namen der römischen Gerichtshallen, Bast-
liken. Die Basilika gliedert sich in drei (seltener fünf) recht¬
eckige Längsschiffe (das Langhaus), deren mittleres höher und
breiter ist als die seitlichen und sich nach Osten hin in eine halb¬
runde Apsis (— Wölbung) verlängert. Die Schiffe sind abgeteilt
durch rundbogig verbundene Reihen von Säulen (Arkaden),
auch Fenster und Türen tragen den Rundbogen. Gedeckt sind
die Schiffe durch eine flache Holzdecke, nur die Apsis ist überwölbt.
Seit der Zeit Karls d. Gr. entwickelte sich aus dieser Anlage
der sogen, romanische Stil. Das Langhaus wird vor der Apsis
von einem kürzeren Querhaus durchsetzt, wodurch der Grund-
riß die Gestalt eines lateinischen Kreuzes erhält. An Stelle der
(kreisrunden) Säulen treten meistens (eckige) Pfeiler. Das
Mittelschiff verlängert sich (nach Osten) zu einem selbständigen Altar¬
hause, dem Chor, der um mehrere Stufen erhöht und mit einer
Krypta (Gruft) unterführt wird. Häufig tritt zu dem östlichen
noch ein westliches Querschiff. — Sodann werden Glockentürme
angefügt, die bei den älteren Kirchen meist seitlich neben dem
Haupteingange standen. Bezeichnend für die romanische Kirche
ist der sogen. Vierungsturm über dem Quadrat, in dem sich
Qu er schiff und Mittelschiff schneiden.
Die Flachdecke weicht seitdem 11. Jahrhundert dem Gewölbe.
Dieses ist anfangs ein Tonnengewölbe (das einer der Länge nach
durchschnittenen Tonne gleicht), entwickelt sich aber bald zum
Kreuzgewölbe. Während das Tonnengewölbe sich ohne Unter-
brechung über das ganze Schiff spannt, wird bei Anwendung des
Kreuzgewölbes das ganze Gewölbe durch Querbogen in mehrere
Felder geteilt; in jedem Felde durchschneiden sich zwei Tonnen-
gewölbe rechtwinklig, wodurch vier Bogendreiecke (Kappen)
entstehen, die entweder von scharfen Kernten (Graten) begrenzt
werden (Gratgewölbe) oder von verstärkten Rippen (Rippen-
gewölbe). Die romanischen Kirchen Hattert, da das Gewölbe
einert starken seitlichen Druck ausübte, dicke Wände und wenige
kleine, oft zu Gruppen verbundene Fenster. Als Verzierung der
Mauerflächen war eine aus niedrigen Säulen und Bogen ge-
bildete Galerie (Zwerggalerie) beliebt, die sich besonders oft
unter dem Dache des Vierungsturmes findet.
Schöne romanische Kirchen hat vor allem das Rheinland auf¬
zuweisen, z. B. die Klosterkirche von Maria-Laach, mehrere
Cölner Kirchen (besonders die Apostelkirche), die Dome zu