Full text: Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (Bd. 4)

Ausbreitung der Reformation in Europa. 
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Zwinglis Lehre fand in der nördlichen und Westlichen Schweiz 
Aufnahme und auch im südlichen Deutschland Eingang, während 
die alten Waldstätten der Schrveiz dem katholischen Glauben treu 
blieben. Dieser religiöse Gegensatz wurde noch durch den poli- 
tischen Plan Zwinglis verschärft, die Selbständigkeit der einzelnen 
Kantone zugunsten einer Gesamtv erfassung der Schweiz 
zu mindern^ und das Vorrecht der Urkantone zu brechen. Im 
Jahre 1531 erfolgte ein gewaltsamer Ausbruch der Feindschaft. 
Die Züricher wurden von den Urkantonen bei Cappel ge- 
schlagen, wo Zwingli selbst fiel. 
b) Johann Calvin. Weit größere Bedeutung als Zwinglis 
Werk hatte die reformatorische Schöpfung des Nordfranzosen 
Johann Calvin in Genf. 
Calvin mußte unter Franz I. wegen seines Ubertrittes zur neuen 
Lehre Frankreich flüchtig verlassen. Später ließ er sich in Genf nieder, 
wo die Reformation bereits Aufnahme gefunden hatte. Wegen der strengen 
Zucht, die er auferlegte, mußte er vor einer Gegenpartei flüchten, wurde 
aber nach einer dreijährigen Verbannung zurückgerufen (1541) und führte 
nun in Genf seine Kirchenverfassung ein. 
Gleich Zwingli wich Calvin von Luther in der Abendmahlslehre ab 
und verlangte strengste Einfachheit des Gottesdienstes. Die kirchliche Voll- 
gewalt übertrug er der Gemeinde; aber trotz dieser demokratischen 
Grundlage übte Calvin ein eigentümliches theokratisches Regiment 
aus. Vergehen gegen die bürgerliche Ordnung wurden oft mit kirchlichen 
Strafen, Verfehlungen gegen die Sittlichkeit und die eigene Lehre mit 
unerbittlicher Strenge, nicht selten selbst mit dem Tode geahndet. So 
wurde der spanische Arzt Michael Servedo wegen einer abweichenden Auf- 
fassung der Trinitätslehre hingerichtet. 
Dte größte Wirkung übte die „reformierte" Lehre Calvins 
durch die Propaganda aus, die sie in den vom Luthertum fast 
unberührten romanischen Ländern, namentlich Frankreich, 
sowie in den Niederlanden, in Schottland und England 
machte. 
2. Schweden, Dänemark und Norwegen. § 104. 
Erst gegen Ausgang des 9. Jahrhunderts hatten sich im nördlichen 
Europa durch die allmähliche Verschmelzung kleiner Gebiete die drei 
Königreiche Dänemark, Norwegen und Schweden gebildet. Knut der 
Erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts hat die Schweiz nach 
mancherlei inneren Kämpfen eine jenen Gedanken Zwinglis entsprechende 
Verfassung erhalten.
	        
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