Sicilien.
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Die ganze Insel bildet ein wellenförmiges Plateau,
etwa 1500' hoch, mit schmalen Küstensaumen. Einzelne
Bergzüge, dem Kalkapennin ähnlich, .erheben sich über die
Hochfläche; am höchsten, zuweilen an 6000', sind die Berge
am Nordrande. Der Aetna ist eine ganz isolirte Masse.
3) An der Nordwestküste, dem alten Cap Lilybäum, liegen die
ägadischen Inseln (Lutatius Catulus endigte hier durch seinen
Seesieg den ersten panischen Krieg, wann? S. 106.) — auf der
Nordküste erinnert Trapani an die alten Festungen D rep an um
und Eryx — weiter nach O. hin die Stelle des alten Segesta,
dann in prachtvoller Lage Palermo, 160,000 E., die jetzige
Hauptstadt, unter dem Namen Panormus schon von Phöniciern
angelegt. Sie bildet ein regelmäßges Viereck, von zwei sich kreu¬
zenden, schönen Hauptstraßen in 4 Viertel getheilt; in der Mitre,
wo sie zusammentreffen, ein großer Markt. In der Kathedrale die
Gräber einiger hohenstausischer Kaiser. Unweit der Stadt erhebt
sich der eigentümlich gestaltete Monte Pelleg rin o; hier herr¬
liche Aussicht und eine viel besuchte Kapelle und Grotte der heil.
Rosalie, der Schutzpatronin von Palermo. Zu ihrem, auch durch
pomphafte Umgänge gefeierten, Feste strömen die meisten Fremden
nach P. — Oestlich von P. schweift sich die Nordküste etwas nach
Süden aus; am östlichen Ende dieser Ausbeugung Melazzo, das
alte Mylä, wo die Römer ihren ersten Seesicg unter Duilius
errangen. Von M. nach Norden liegt die vulkanische aber frucht¬
bare Gruppe der Liparischen Inseln. Die größte Lipari —
die nördlichste Stromboli, ein thätiger Vulkan.
b) An der Ostküste treffen wir zuerst auf das befestigte Messi¬
na, das alte M essana, seit dem Erdbeben von 1783 (S. 217.)
schöner wieder aufgebaut, mit schönem Freihafen und nicht unbe¬
deutendem Handel (Südfrüchte), 80,000 E. Weiter nach SW.
erhebt sich durch Vertiefungen von allen Bergzügen der Insel ge¬
sondert, der 10,000? hohe Aetna, von den Sicilianern Monte
Gibello genannt; in der alten Fabel die Werkstätte der Cvclopen,
welche dem Jupiter die Donnerkeile schmiedeten. Der Fuß des' ge¬
waltigen, seit undenklichen Zeiten thätigen Vulkans, der sich aus
einer Gruppe kleinerer, erloschener Vulcankegel erhebt, beträgt an
15 M. im Umfang; trotz der drohenden Gefahr sind diese Abhänge
die bebautesten und bevölkertsten in Sicilien. Die Besteigung wird
am besten von Catania aus unternommen, einer ansehnlichen
Seestadt, 60,000 E., die schon oft durch die Eruptionen des A. viel
gelitten hat; öfters überstieg die Lava die Mauern. Von hier rech¬
net man auf den Gipfel 9 Stunden, übernachtet aber meist in
Nicolosi; dieser Ort liegt noch in der untern, mit Oliven- und
Weingärten bedeckten Region des Berges. Früh in der Nacht bricht
man aus, durchschreitet die Waldregion und betritt die nackte oder
Schneeregion; schon über 9000' liegt das englische Haus, ein Zu¬
fluchtsort für Reisende. Dev eigentliche Aschenkegel ist noch 1000',
aber nicht so mühsam zu ersteigen, als bei dem Vesuv; der Krater
dreimal größer als bei jenem Vulcan. Die Aussicht von der Aetna-