Die Hunnengesahr unter Attila.
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Landgüter den Eingeborenen überließen. Dazu führte die
religiöse Unduldsamkeit der herrschenden Arianer gegen die
Katholiken fortwährend Streitigkeiten herbei.
Diese benutzte der oströinische Kaiser Justinian als
Vorwand zur Einmischung. Sein Feldherr Belisar besiegte die
Vandalen. Ihr König Gelinter wurde in einer Bergfeste, in
die er sich geflüchtet hatte, zur Ubergabe gezwungen (534). Die
Provinz Afrika ging in den Besitz der Oströmer über, und
nach wenigen Iahren war jede Spur der Vandalen verwischt;
nur ihre Zerstörungssucht, von der Erinnerung noch weit über¬
trieben (Vandalismus), blieb dauernd im Andenken der Menschheit.
III. Die Hunnengefahr unter Attila (451). §
Die Hunnen hatten ihre Wanderungen westwärts allmählich
bis zur ungarischen Ebene fortgesetzt. Von den grasreichen
Steppen um die Theiß dehnten sie ihre Macht weithin über die
germanischen und die diesen nachrückenden slavischen Stämme
in Osteuropa aus. Während sie früher unter verschiedenen
Fürsten standen, vereinigte sie Attila (gotisch = Väterchen)
unter seinem Zepter.
Obschon Barbar, beherrschte Attila dennoch mit Einsicht sein weites
Reich und wußte die verschiedensten Völker mit ihren Kriegsfürsten an
seine Person zu sesseln. Die Fäden seiner Politik reichten weithin, und
die Gesandten fremder Völker gingen bei ihm ab und zu. In seiner
weitläufig erbauten hölzernen Burg an der Theiß hielt er glänzenden Hos.
Aber während den Gästen beim Mahle die Speisen in silbernen Schüsseln
gereicht wurden, aß Attik» selbst nur aus hölzernen Gefäßen. Er lebt im
deutschen Heldengesang'als König Etzel fort.
Attila hatte schon durch einen feindlichen Einfall das ost¬
römische Reich bedrängt, als er von Geiserich zu einem Ver--
Heerungszuge gegen das weströmische Reich aufgestachelt
wurde. Verstärkt durch germanische Stämme, drang er die
Donau aufwärts über den Rhein bis in das Herz von Gallien
vor. Schon waren die Hunnen in die Stadt Orleans eingedrungen.
Da zwang der Anmarsch eines aus Römern, Westgoten, Bur¬
gundern und anderen germanischen Völkern bestehenden Heeres
unter dem weströmischen Minister Aetius sie zum Rückzüge.
AAius folgte ihnen, und auf den katalaunischen Feldern
(bei Troyes) kam es zu einer großen und blutigen Schlacht (451).