134
Arabien, Syrien), und wurde als das Haupt der Bekenner des Islams be¬
trachtet. Guido von Lusignan, Gatte Sybillens, der Schwester des
(1185) gestorbenen Balduin IV., welcher nach der einjährigen Regierung
des Knaben Balduin V. (1185 und 1186), Sohns Sybillens (erster Ehe),
König geworden (1186—1187), wurde nicht gern als König gesehen. Wäh¬
rend dieser Uneinigkeit griff Saladin, der mit dem Sultan von Mosul schnell
Frieden schloß, das Königreich Jerusalem an. Guido zog ihm entgegen, und
wurde in der Schlacht bei Liberias geschlagen, und nun war Jerusa¬
lem nicht mehr zu retten. Die geängsteten Einwohner mußten sich ergeben;
die Wenigsten entkamen, die Meisten fanden den Tod, oder wurden, wie
Guido, gefangen, und am 3. Oct. 1187 zog Saladin unter Trompeten-
und Paukenschall in die Stadt als Sieger ein Er benahm sich höchst edel-
müthig gegen die Besiegten, sorgte für die Kranken, theilte große Summen
unter die Bedrängten aus, und bewilligte Allen freien Abzug; die Zeichen
des Christenthumes aber wurden zerstört, und die Kirchen geplündert. Das
Königreich fiel nun ohne Gegenwehr; nur Th ros wurde gerettet. Für die
Uebergabe von Askalon wurde Guido freigelasseu.
Als die Nachricht von dem lange befürchteten Unglücke nach dem Abend¬
lande kam, war die Bestürzung gränzenlos. Der Papst (Urban III.) starb
vor Betrübniß, und der neue Papst (Gregor VIII.) rief die Völker zu ueuen
Anstrengungen auf, die heilige Stadt zum zweiten Male den Händen der
Ungläubigen zu entreißen. Von allen Seiten rüstete man sich; wer zurück¬
blieb, wurde als feige und weibisch verspottet.
Obgleich im 67sten Jahre, hielt es Friedrich doch für eine heilige Pflicht,
in eigener Person hinzuziehen. Ihm schloß sich eine Menge der Fürsten,
Bischöfe, Grafen, Ritter und eine Unzahl gemeinen Volks an. Um wegen
Heinrichs des Löwen ohne Sorgen sein zu können, bewog der Kaiser densel¬
ben, das Reich zum zweiten Male zu verlassen, und nach England zu gehen.
Im Frühjahr 1189 sammelten sich Alle bei Regensburg, und zogen durch
Ungarn. Aber sobald Friedrich nach Bulgarien kam, empfand er die Treu¬
losigkeit der Griechen, durch welche die Bulgaren aufgehetzt waren, die Pil¬
ger heimtückisch anzufallen. Der griechische Kaiser Isaak Angelus wollte
dem deutschen Kaiser nicht einmal den Kaisertitel geben, sondern nannte ihn
nur einen Schutzherrn von Rom, sich selbst aber ließ er einen Heiligen nen¬
nen, und gab sich eine Menge prunkhaster Titel. Friedrich antwortete dem
Gesandten: „Durch die Wahl der Fürsten bin ich Kaiser, nenne mich aber,
meiner Sünden eingedenk, nicht einen Heiligen. Für jetzt hat uns Gottes
Gnade die Herrschaft auch im griechischeu Reiche so weit gegeben, wie wir
deren zu unserm großen Zwecke bedürfen, und die Netze, in denen ihr uns
gefangen zu haben prahlt, werden wir wie Spinneweben zerreißen." Halb
mit Gewalt bahnte er sich nun einen Weg durch das tückische Land, setzte
über die Dardanellenstraße, und landete glücklich in Klein-Asien. Hier ging
es aber diesem Heere nicht viel besser, als denen des ersten und zweiten
Kreuzzuges. Zwar hatte Friedrich vor seinem Kreuzzuge ein Bündniß mit
dem Sultan von Jkonium geschlossen, und wurde bis Klein-Asien von den
Gesandten desselben begleitet; aber der Sultan zeigte sich treulos. Auch jetzt
umschwärmten die Seldschucken die Pilger Tag und Nacht, überfielen die