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patriotisch-nationalen Kundgebungen bei der Feier des hundertsten
Geburtstages Friedrich Schillers im Jahre 1859 legten Zeugnis
von dem Geiste des deutschen Volkes ab. und in dem Wieder-
aufleben der Sage vom Kaiser Barbarossa, der im Kysfhäuser
verzaubert schlafe, einst aber des Reiches Herrlichkeit erneuern
werde, sand die Sehnsucht der Zeit ihren patriotischen Ausdruck.
Die Erfüllung nahte.
Dritter Abschnitt.
Das Zeitalter der Einigung Deutschlands und des
neuen Deutschen Reiches (1861 bis zur Gegenwart).
1. Z)ie Anfänge des Aegierung des Königs Wilhelm I. § 63.
von Greußen.
1. Ter Ausgang Friedrich Wilhelms IV. Der König hatte
aus den Revolutionsjahren eine Erbschaft übernommen, die den
Anfang zu einer neuen aussichtsvollen Entwicklung bildete. Im
Kriege mit Dänemark (1848—1849) hatte nämlich die deutsche
Nationalversammlung begonnen, eine deutsche Flotte zum Schutze
der Küste zu gründen. Auf Beschluß des Bundestages wurde
nun auch diese letzte Erinnerung an den Traum der deutschen Ein-
heit vernichtet und die Flotte versteigert. Zwei der Schiffe über-
nahm Preußen und schuf sich dann allmählich eine kleine Kriegs-
flotte, deren erster Admiral Prinz Adalbert von Preußen war.
Dazu kaufte der Staat von Oldenburg einen Landstrich am Jade-
busen und legte hier den Kriegshafen Wilhelmshaven an.
Im Jahre 1857 erkrankte der König an einem Gehirnleiden.
Da er kinderlos war, übernahm sein Bruder Wilhelm, Prinz
von Preußen, zunächst die Stellvertretung, dann (1858) die
Regentschaft. Am 2. Januar 1861 folgte er dem durch den Tod
von seinem Leiden erlösten Bruder in der Königswürde. Im
Herbst des Jahres fand zu Königsberg eine feierliche Krönung statt.
2. König Wilhelm I. (1861—1888). Wilhelm I. war geboren
am 22. März 1797. Als Knabe war er Zeuge des jähen Falles