Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte seit 1648 (Bd. 2)

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leichter Mühe des größten Teiles des Landes. Schon standen die 
französischen Truppen nahe bei Amsterdam, da öffneten die Holländer 
die Schleusen, durchstachen die Deiche der Flüsse und setzten das 
niedrigere Land weit und breit unter Wasser. So wurde Holland 
in seiner Not gerettet und das französische Heer zum Rückzüge 
genötigt. Zugleich stürzten die Holländer die bestehende Regierung, 
die den Oraniern mißgünstig war, und erhoben Wilhelm III. 
von Oranien zum lebenslänglichen Statthalter der Republik. 
Obgleich eine Eroberung Hollands durch Frankreich dem 
deutschen Reiche Gesahr drohte, war anfangs der Kursürst Fried¬ 
rich Wilhelm von Brandenburg der einzige, der zum Schutze 
feiner rheinischen Besitzungen und Hollands das Schwert zog. 
Seiner Bemühung gelang es, daß auch der Kaiser Truppen zum 
Schutze der bedrohten Westgrenze aufbot. Aber im Kriege blieben 
die Franzosen im Vorteil, auch als Holland und Spanien sich 
mit dem Kaiser und Reiche verbündeten. Der französische General 
Türenne drängte die verbündeten Truppen, bei denen der Kurfürst 
mit 20000 Mann stand, siegreich aus dem Elsaß auf die rechte 
Rheinseite zurück. 
d) Ter brandenburgisch-schwedische Krieg. 
Um das brandenburgische Heer vom Kriegsschauplatze am 
Rhein zu entfernen, bewog Ludwig XIV. die Schweden, von 
Pommern aus in die Mark Brandenburg einzufallen. Schon 
hatten diese einen großen Teil der Mark unter vielen Plünderungen 
durchzogen und hielten die Linie der Havel von Brandenburg über 
Rathenow bis Havelberg besetzt, als der Kurfürst in raschen 
Märschen zum Schutze seines Landes heranzog, ohne daß die 
Schweden seinen Anmarsch erfuhren. Der alte Feldmarschall 
Dersslinger überrumpelte durch eine Kriegslist Rathenow, 
den Mittelpunkt der feindlichen Stellung. Wenige Tage darauf 
schlug der Kurfürst, der nur mit seiner Reiterei und wenigen 
Geschützen die eiligst zurückweichenden Feinde auf der Verfolgung 
erreichte, bei Fehrbellin (am 28. Juni 1675) die Übermacht 
der Schweden siegreich in die Flucht. Der ruhmreiche Kampf, 
der erste große Waffenerfolg, den das brandenburgifche Heer für 
sich allein davontrug, brachte dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm 
den Ehrennamen „der Große Kurfürst" und erschütterte die Macht- 
ftellung Schwedens. 
Kolligs-Stein, Lehrb. d. Gesch. f. Präparandenanst. II. 2
	        
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